17 Auch der internationale fachliche Austausch nahm zu. So nahm die DDR seinerzeit zwar nicht als Partnerstaat am Europäischen Denkmalschutzjahr teil, doch erfuhren die Verbindungen zu internationalen Fachgremien in Ost und West seit den 1970er Jahren eine deutliche Belebung.11 Auch dass die bisherigen Regelungen zu Denkmalschutz und Denkmalpflege in den meisten Bundesländern und in der DDR durch neue Gesetze ersetzt wurden, hat durch die Initiativen der 1970er Jahre entscheidende Impulse erhalten.12 Denkmalschutz und Denkmalpflege kamen zunehmend in der Gesellschaft an und erfuhren dort ihre teilweise auch institutionelle Verankerung: ob in Form des Ulmer Vereins, des Arbeitskreises Theorie und Lehre der Denkmalpflege, der AG Kommunale Denkmalpflege des Deutschen Städtetags, in zahlreichen Bürgerinitiativen, in der universitären oder handwerklichen Ausbildung, in der unermüdlichen Arbeit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz oder des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz, das bis heute auf vielfältige interdisziplinäre Weise Denkmaldebatten befördert, Leitfäden herausgibt und in den politischen Raum hineinwirkt. Nicht zuletzt hat in den Ländern und Kommunen durch diese Entwicklung die konkrete Arbeit an und mit den denkmalgeschützten Objekten, den Flächendenkmalen, den archäologischen Zeugnissen etc. in beeindruckender Weise an Professionalität, fachlicher, handwerklicher, historischer und rechtlicher Tiefe sowie an Dynamik gewonnen. Erfahrungsschatz und Kompetenzen sind mithin groß und immer im Wandel, werden erweitert, gepflegt und tradiert.13 Dies betrifft auch die durch europäische und nationale Gesetzesinitiativen und ihre an deutlich formulierten Klimaschutzzielen orientierten Maßnahmen der Energieeinsparung. Wenn sich die Denkmalpflege in die gegenwärtigen Debatten um Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Klimawandel, Energiewende, Ressourcenschonung etc. und ihre Folgen für das baukulturelle Erbe, für den Gebäudebestand und das Bauen insgesamt zunehmend einbringt, kann sie mittlerweile ebenso aus einem großen Fundus schöpfen und gibt entsprechend ihr Wissen in Handreichungen, Leitfäden u.ä. auf Bundes-, Länder- und auch auf kommunaler Ebene weiter.14 Denkmalschutz ist aber nicht gleich Klimaschutz, wenn er auch mit dessen Zielen sehr stark korrespondiert und hier aktiv mitwirkt. Der Begriff der Bauwende, der sich zumindest in Fachkreisen zunehmend zu etablieren scheint, ist ohnehin wohl weiter zu verstehen: als eine Art kritischer Selbstreflexion und Hinterfragung kultureller, gesellschaftlicher, politischer, wirtschaftlicher und rechtlicher Gewohnheiten und Standards, die das Bauwesen betreffen.15 Eine integrierte Baukultur denkt Fragen der Nachhaltigkeit selbstverständlich mit Ansätzen der klassischen Denkmalpflege und ihrer Fokussierung auf die Bewahrung kultureller Werte mit. Sind solche Ansätze als Herausforderungen zu betrachten, die sicher noch viele – auch politische – Herausforderungen in sich bergen mögen, so stellen die vielfältigen Kompetenzen wie auch das Prozesswissen, das die Denkmalpflege in den vergangenen Jahrzehnten erworben hat, einen Schatz dar, der durchaus auch auf andere Bereiche wie die »sonstige erhaltenswerte Bausubstanz« als auch den riesigen Bestand an Bauten, die keinerlei Schutz und Aufmerksamkeit genießen, übertragen werden kann.16 Wissens- und Erfahrungstransfer, Agieren auf Augenhöhe, Interdisziplinarität sind hier Schlüsselbegriffe.
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