39 schutz. Den größten Ressourcenverbrauch im Bauwesen und damit auch Denkmalbereich tragen neben den Ressourcen Geld- und Sachkapital das Material und die Energie. Damit zielt die Ressourcenschonung zumeist auf die Reparaturfähigkeit der Bauwerke (Sparen von Material- und Energieeinsatz) und auf die Verwendung traditioneller und damit ökologischer bzw. natürlicher Baustoffe. In einigen Kampagnen, etwa der DSD, oder auch in Handreichungen zum Umgang mit Denkmalen wird dabei ein Bild von Denkmalen gefördert, das längst überholt sein sollte. Die heutige Denkmallandschaft besteht eben nicht nur aus Fachwerkhäusern und nicht nur aus Bauwerken, die schadstofffrei mit natürlichen und regionalen Baumaterialien errichtet wurden. Setzt man zum Beispiel das Jahr 1870 als einen bautechnikgeschichtlichen Wendepunkt zum ingenieurmäßigen Bauen mit Stahl und Beton, so wird offenbar, dass zum Beispiel in Hessen knapp die Hälfte der Denkmale aus der Zeit nach 1870 stammt.19 In Berlin, als Großstadt eine Ausnahme unter den Bundesländern, stammt der überwiegende Teil der Denkmale ebenso aus dieser Zeit.20 Besonders ab 1950 steigt die Verwendung von Beton und Stahl im Bauwesen und spätestens mit den 1960er Jahren treten Polymere sowie verschiedene, oft toxische Zusatzstoffe (Pestizide, Brandentschleuniger etc.) hinzu. Von ökologisch oder regional kann hier nicht gesprochen werden. Ebenso wenig sind diese Gebäude noch gefügt und somit leicht reparierbar, sondern die einzelnen Materialien liegen untrennbar miteinander verbunden, verklebt oder verschweißt etc. vor. Der Gebäudebestand nach 1945 macht in Europa zwei Drittel des Gesamtgebäudebestands aus. Ihre Gebäudehüllen weisen, je älter sie sind, sehr schlechte U-Werte auf, sie haben somit einen hohen Wärmedurchgang und damit Wärmeverlust. 21 Bei den jüngeren Gebäuden ist wiederum von stärker toxischen Materialien und einer aufgrund der Bauweisen schlechteren Reparierbarkeit auszugehen. Das sind jedoch die Denkmale der Zukunft! Mit diesem Bestand beschäftigt sich die Inventarisation schon jetzt und wird sie sich zukünftig am stärksten beschäftigen. Weitere Argumente, die in der aktuellen Debatte für die Nachhaltigkeit der Denkmalpflege angeführt werden, sind, dass Denkmale energetisch ertüchtigt werden können und dass ihr Erhalt und eine Weiter- bzw. Umnutzung statt eines Neubaus wesentlich Material- und Energie (inklusive grauer Energie) einsparen. Auch diese beiden Argumente sind recht voraussetzungsreich und auch hier möchte ich festhalten, dass die Aussagen nicht in einer Absolutheit funktionieren. Dazu muss man sagen: Wir akzeptieren längst Ausnahmen von Nachhaltigkeit in Bezug auf Ressourceneffizienz am Denkmal. Wir akzeptieren, dass zum Beispiel die Ressource »Geldkapital« des Eigentümers mehr verbraucht wird, was durch Förderungen des »denkmalpflegerischen Mehraufwands« und durch steuerliche Sonderabschreibungen sowohl anerkannt als auch kompensiert wird. Auch die im Gebäudeenergiegesetz und den Richtlinien zur KfW-Förderung formulierten Ausnahmen sehen Abweichungen im Rahmen der energetischen Ertüchtigung und damit eine schlechtere Energieeffizienz von Denkmalen vor.22 Wir akzeptieren Ausnahmen eines ressourcenschonenden Handelns auch im praktischen Umgang mit Denkmalen, wofür ich ein paar Beispiele anbringen möchte: So wurde 2012 im niedersächsischen Oelde die erste deutsche Spannbetonbrücke von 1938, die einer breiteren Brücke über die A2 weichen musste, transloziert. Die hohen Kosten hierfür wurden bundesweit in den Medien kritisiert; die Brücke hat
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