72 Wohnen in der Scheune, Arbeiten in der Feuerwache, Urlaub in der Fabrik Ländliche Entwicklung, Bauwende und Denkmalpflege Christian Rößler Seit der Friedlichen Revolution vor 30 Jahren und der Wiedervereinigung sind auch in Sachsen maßgebliche Veränderungen des Lebens auf dem Land zu verzeichnen. Einige dieser Veränderungsprozesse waren schon viel früher angelegt und wurden infolge der Ereignisse von 1989 noch beschleunigt. So durchlebten Wirtschaft und Landwirtschaft einen großen Strukturwandel. Die Zahl der Einwohner nahm in vielen Orten dramatisch ab. Es kam zu einem umfassenden Rückzug von Versorgungsangeboten aus der Fläche. »Rund 1000 Schulen wurden in Sachsen in den letzten 25 Jahren geschlossen. Mit der Stilllegung von 500 Kilometern Schienennetz fielen zahlreiche Bahnhöfe leer.«1 Ebenso erging es vielen Gemeindeämtern, Gasthöfen, Fabriken oder Postämtern. Oft handelte es sich dabei um ortsbildprägende, baukulturell wertvolle und identitätsstiftende Gebäude, die ihre Nutzung verloren. Das betraf auch viele Denkmale. Vor diesem Hintergrund wurde schon in den frühen 1990er Jahren deutlich, dass der Erhalt und die Entwicklung der regionalen Baukultur ein wichtiges Anliegen für die ländliche Entwicklung in Sachsen werden muss. Dabei galt von Anbeginn vor allem die Umnutzung leerstehender Gebäude als Königsweg einer nachhaltigen Dorfentwicklung. Abb. 1 zeigt eine Grafik der Sächsischen Umnutzungsfibel aus dem Jahr 2002. Sie beschreibt die nachhaltige Wirkung der Umnutzungen in drei Dimensionen: Umnutzungen sind von großer Bedeutung u.a. für den Erhalt von Siedlungsstrukturen, die Bewahrung von regionalen Eigenarten und Identitäten. Aber auch ökologische und ökonomische Gründe sprechen dafür. Umnutzungen können nicht verordnet werden. Es braucht den Wunsch und die Möglichkeit der Eigentümer und Investoren, Gewachsenes zu erhalten und Bestandsgebäude an neue Bedürfnisse anzupassen. Diese Aktivitäten werden durch Förder- und Beratungsangebote unterstützt. Auf vielfältige Art und Weise wird für die Um- und Wiedernutzung leerstehender Gebäude geworben. Aktuell sind dabei die LEADER-Förderung, verschiedene Beratungsangebote und der Staatspreis für Ländliche Entwicklung wichtige Bausteine der Unterstützung in den ländlichen Räumen.
RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1