171 Nachhaltigkeit und Umweltaspekte Die Wiederverwendung von historischem Glas ist nicht nur aus denkmalpflegerischer Sicht sinnvoll, sondern auch ökologisch vorteilhaft. Die Produktion von neuem Glas ist energieintensiv und mit hohen CO2-Emissionen verbunden. Durch die Erhaltung und Restaurierung des bestehenden Glases können die Emissionen deutlich reduziert werden. Laut ift-Forschungsbericht »Recycling von Flachglas im Bauwesen«4 werden jährlich etwa 1,67 Millionen Tonnen Floatglas und 963 000 Tonnen Isolierglas produziert. Dem gegenüber stand im Jahr 2016 ein Gesamtaufkommen an Glasscherben von etwa 500 000 Tonnen, die größtenteils zu Behälterglas oder Mineralwolle verarbeitet (recycelt) oder auf Deponien entsorgt wurden. Aufgrund ihrer kritischen Bestandteile in der Zusammensetzung sind Scherben von historischem Glas zu einem großen Teil nicht recyclingfähig. Das Glas wird deshalb auf der Deponie entsorgt. Studien haben gezeigt, dass es aus CO2-Sicht besser ist, ein altes Fenster zu restaurieren, als es durch ein neues Fenster zu ersetzen. Dieser Aspekt sollte stärker in die Entscheidungsprozesse von Restaurierungsprojekten einfließen. Darüber hinaus trägt die Wiederverwendung von historischem Glas zur Reduktion des Ressourcenverbrauchs bei, indem wertvolle Materialien erhalten und nicht durch energieintensive Neuproduktion ersetzt werden. Das ist ein wichtiger Beitrag zur Schonung unserer natürlichen Ressourcen und zur Verringerung des ökologischen Fußabdrucks. Ein Vergleich der CO2-Bilanz zwischen der Herstellung von neuem Glas und der Restaurierung von historischem Glas zeigt, dass die Restaurierung deutlich weniger Emissionen verursacht. Das liegt daran, dass der Energieaufwand für die Wiederaufarbeitung von historischem Glas erheblich geringer ist als der für die Produktion von neuem Glas. Anforderungen und Abläufe bei der Wiederverwendung Um das Fensterglas in einem Objekt erfolgreich wiederzuverwenden, müssen bereits während der Projektierungsphase die Weichen für ein solches Vorhaben gestellt werden. Hier spielen die verschiedenen Stakeholder wie Eigentümerinnen und Bauherren, Denkmalämter und bauleitende Ingenieurbüros eine bedeutende Rolle. Häufig werden diese Stakeholder von den Ausführenden der Fensterrestaurierung beraten, die Vorschläge für das zukünftig einzusetzende Verglasungssystem unterbreiten. Zu den Ausführenden zählen beispielsweise Metallbau-Unternehmen, Tischlereien, Bauhandwerker für die Demontage und Montage oder Sanierungsunternehmen. Wird die Wiederverwendung nicht bereits in der Ausschreibung festgeschrieben, läuft man am Ende Gefahr, dass kostengünstige Ersatzverglasungen auf FloatglasBasis zum Einsatz kommen. Um die Wiederverwendung von historischem Glas in Restaurierungsprojekten zu gewährleisten, müssen klare Anforderungen und Abläufe definiert werden. Abbildung 5 visualisiert einen Lösungsansatz von Sollingglas für die Wiederverwendung historischer Originalverglasungen.5
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