Leseprobe

14   Seit Längerem zeichnet sich im Bauwesen ein Paradigmenwechsel ab, der sich unter dem Begriff einer vielfach propagierten und eingeforderten »Bauwende« Ausdruck verschafft.1 Die Verwendung des Begriffs unterliegt keiner abschließenden Systematik, zu vielfältig sind die Akteure und ihre Ansätze. Dabei stehen Aspekte des Klimaschutzes, der Ressourcenschonung, des Bestandserhalts oder des verantwortungsvollen Umgangs mit der Überlieferung im Fokus. Dass hier genuin die Kernkompetenzen der Denkmalpflege angesprochen zu sein scheinen, liegt nahe. Die Herausforderungen, die Energieeinsparung, Klimaschutz und Bewahren des Bestands mit sich bringen, bestimmen in der denkmalpflegerischen Arbeit seit vielen Jahren den Alltag. Ja, es gehört quasi zum gesetzlich verbrieften Auftrag, hier im Dienst »kultureller Nachhaltigkeit« die angemessenen Lösungen zu erzielen.2 Die Frage ist also legitim, wie sich die Denkmalpflege selbst zu der angesprochenen Bauwende stellt, wie sie hier zu verorten ist und wie sie sich aktiv einbringen kann. 2025 jährt sich zum 50. Mal das Europäische Denkmalschutzjahr, das unter dem programmatischen Titel »Eine Zukunft für unsere Vergangenheit« als eine Art Landmarke in die jüngere Geschichte der Denkmalpflege eingegangen ist.3 Ein Ereignis, das als Schwelle oder Wendezeichen lesbar ist und entsprechend ein »Davor« und ein »Danach« besitzt.4 Stehen wir mit der Bauwende eventuell an einer ähnlichen Schwelle, die auch Auswirkungen auf die baukulturelle Positionsbestimmung der Denkmalpflege und damit für ihren gesellschaftlichen Stellenwert haben könnte? Ohne den Anspruch erheben zu wollen, diese Fragen gegenwärtig auch nur ansatzweise abschließend beantworten zu können, wollen wir dennoch mit der Wahl des Themas für die sechste Dresdner Denkmalfachtagung eine Annäherung versuchen. Um den Blick zu schärfen, wo wir heute in der Denkmalpflege stehen, wie wir »aufgestellt« sind, lohnt sich ein kurzer und summarischer Blick in die Vergangenheit. Dieser sei den Beiträgen dieser Publikation zunächst vorangestellt. Bereits 1969 waren für das Denkmalschutzjahr die Weichen durch den Europarat gestellt worden, »geleitet von der Einsicht, dass sich Europa nach den Verheerungen Zukunft?! Der Beitrag der Denkmalpflege zur Bauwende Bernhard Sterra

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