15 des Zweiten Weltkriegs und angesichts neuer Gefahren für das bauliche Erbe durch einseitig ökonomisch ausgerichtete Orientierung keine weiteren Verluste an Kulturdenkmälern mehr leisten dürfte«.5 Man strebte ein internationales Format an, um sich der gemeinsamen Verantwortung für das baukulturelle Erbe zu versichern. Ein Ansatz, der mit dem »Europäischen Kulturerbejahr« 2018, allerdings weit über die Denkmalpflege und ihre Akteure hinausgehend, aufgegriffen wurde.6 Eine Wanderausstellung des bundesdeutschen Beitrags stellte in einer weitgehend suggestiven Bildrhetorik der Betroffenheit und Anklage die herrschenden Defizite und Missstände dar. Worte der Trauer über das Verschwinden der vertrauten, traditionellen Stadt und dessen, was sie als zivilisatorische Errungenschaft auszeichnete, hatten schon Wolf Jobst Siedler und Elisabeth Niggemeyer in ihrem mittlerweile geradezu als Signet fungierenden Buchtitel »Die gemordete Stadt – Abgesang auf Putte und Straße, Platz und Baum« 1964 gefunden und sie in ähnlicher Weise bildlich und textlich inszeniert.7 Die vielfältigen Verluste an historischer Bausubstanz und Urbanität und die weiterhin drohenden Gefahren für deren Fortbestand angesichts einer oftmals als rigide und doktrinär erlebten Baupolitik und -wirtschaft führten zu Gegenwehr und zu vielfältigen Engagements unterschiedlichster Akteure. Sie verknüpften sich mit wachsender Kritik an den vorherrschenden Paradigmen und Auswirkungen der Stadtplanung und ihrer politischen Grundlagen, die auch von solch prominenten Persönlichkeiten wie Theodor W. Adorno oder Alexander Mitscherlich8 vorgetragen wurde. Mitscherlich schreibt in seiner Kritik am herrschenden 1 Blick über Dresden, vom Postplatz Richtung Norden
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