Leseprobe

50 Im Jahr 1698 bestellte Fürst Johann Adam Andreas I. von Liechtenstein beim Augsburger Optiker Costas Conrad Cuno ein Mikroskop sowie einen großen Brennspiegel, den dieser aus Feldsberger Glas schleifen sollte.12 Brennspiegel wurden, wie bereits beschrieben, benötigt, um hohe Temperaturen für Transmutationsprozesse zu erzeugen. Ihm wurde auch ein Arcanum angeboten, mit dem Silber in Gold zu verwandeln sei.13 Im Januar 1707 berichtete der Referendar Georg Anton von Fellner an den Fürsten von einem sechswöchigen Experiment: »Bey außgang der 6. wochen hat der Sigmund die phiolen auß den roßmüst genohmen, die materia darinnen, so sich in der farb nicht verendert hat, mit lebendigen kalch wohl vermischet, in eine retorten gethan und gestern dan gantzen mit zimblich starken fewer übergetrieben. Eß ist aber nichts alß ein wie spiritus urinah riechendes waßer herübergangen, einiger Mercurius aber gar nicht zu sehen. Waß nun mit den caput mortuo ferner zu thun, werde ewer durch. gnadigsten befehl erwarten und verharre [...].«14 Das Experiment war offensichtlich missglückt und die Entscheidung, was mit dem »caput mortuum«, einem als wertlos erachteten Nebenprodukt bei der Herstellung von Schwefelsäure, passieren solle, lag jetzt beim Fürsten. 12 Siehe Haupt 2012, S. 667 f., Nrn. 2825, 2827. 13 Ebd., S. 727, Nr. 2918: »Eß befinden sich zwey artisten alhier, welche ein zimment [Maßeinheit] pulver haben, daß silber durch ein zimment in pures goldt zu transmitieren. Alle drey tag ist die arbeith vorbey, daß cento per cento uber alle unkosten abwürfft in drey tagen.« 14 Z itiert nach Haupt 2012, S. 868, Nr. 3088. Abb. 4 Johann Friedrich Böttger Goldregulus, wohl 1713 Porzellansammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden Inv.-Nr. F 389 Abb. 5 Versilberter Brennspiegel aus dem Labor Franz Stephans von Lothringen, 1751 Bronze, versilbert Technisches Museum Wien Inv.-Nr. 10697

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