Leseprobe

derte und die Fortschritte in der koreanischen Seladon-Produktion beschleunigte. Bereits im 12. Jahrhundert hatte diese ein technisch ausgereiftes Niveau erreicht. Der in Gangjin und Buan (Provinz Süd-Jeolla) hergestellte Seladon ahmte zunächst chinesische Vorbilder nach. Lokale Kunsthandwerker begannen dann allmählich, diese Formen neu zu interpretieren und sich mit ihren Formen und Dekoren stärker an der Natur zu orientieren. Mit wachsender Vielfalt und Raffinesse bei der Herstellung von diversen Typen und Formen entwickelte sich Mitte des 12. Jahrhunderts die unverwechselbare Identität des Goryeo-Seladons, die durch eine jadegrüne Glasur und kunstvolle Einlegearbeiten gekennzeichnet ist. Die Hauptabnehmer von Seladon während der Goryeo-Dynastie waren – neben der königlichen Familie – die Adelskreise, insbesondere die Literaten, die oft hohe Regierungsämter innehatten. Sie prägten die kulturelle Landschaft und nutzten sowohl das Königshaus als auch die Tempel als zentrale Bühnen für ihre Aktivitäten. Aufgrund der wachsenden gesellschaftlichen Bedeutung des Buddhismus waren die Tempel zu wichtigen Orten des künstlerischen und sozialen Lebens geworden. Der König, der politisch und kulturell im Mittelpunkt des Adels stand, spielte eine Schlüsselrolle in dieser Entwicklung. Unter König Yejong (reg. 1105–1122) gewann zudem der Daoismus an Einfluss, was zu einer Zunahme von Ritualen wie dem jaecho (Ritus der kosmischen Erneuerung) führte. Im Rahmen dessen wurden chinesische Keramiktraditionen integriert, verfeinert und neu interpretiert. Dies wird besonders an dem Goryeo-Seladon der Blütezeit im 12. und frühen 13. Jahrhundert deutlich. Farbe und Form Auf dem Höhepunkt der Seladon-Handwerkskunst standen Farbe und Form im Vordergrund: Sowohl die Angehörigen der königlichen Familie als auch der Aristokratie legten großen Wert auf eine raffinierte Seladon-Farbe sowie eine dazu passende Gestaltung, die sich durch elegante, geschwungene Linien auszeichnete. Die filigranen, durch Einritzung und Reliefschnitzerei erzielten Muster waren oft nur aus der Nähe zu erkennen, wodurch die farbliche Tiefe und die Wirkung des an natürlichen Formen orientierten Dekors verstärkt wurden. Der charakteristische bisaek-Farbton des Goryeo-Seladon wird häufig mit den Federn Abb. 1 Räuchergefäß in Form eines Löwen, Goryeo-Dynastie, 12. Jahrhundert, Seladon, Höhe 21,2 cm, Seoul, Koreanisches Nationalmuseum, Inv.-Nr. gae 1, Nationalschatz Nr. 60

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