– 칼럼Essays 62 63 des Eisvogels verglichen. Diese schwer zu definierende Farbe bewegt sich innerhalb eines Spektrums von ineinander übergehenden Grün- und Blautönen. Unterschiedliche Glasurdicken führen zu helleren und dunkleren Bereichen innerhalb eines einzigen Stücks, was feine Effekte von Opazität und Transparenz erzeugt. Der bisaek-Farbton wurde einst von Taiping Laoren in der Song-zeitlichen Sammelschrift »Brokat im Ärmel« (Xiuzhongjin) aus dem 12. Jahrhundert als »die schönste Farbe unter dem Himmel« beschrieben. In der Blütezeit der Seladon-Keramik existierte eine große Formenvielfalt: Schalen, Teller, Tassen, Ölflaschen, Schulterflaschen (maebyeong), Dosen, Krüge, Kannen und sogar Waschbecken für den täglichen Gebrauch wurden produziert. Des Weiteren gab es Schreibutensilien, etwa Tuschesteine, Wassertropfer, Pinselbecher und -wascher sowie persönliche Gegenstände wie Siegel. Aus Seladon fertigte man auch Alltagsgegenstände, darunter Blumentöpfe und Ständer, Kerzenhalter, Räuchergefäße, rituelle Wasserkannen (Kundika), Stühle, Dachziegel, aber auch Statuen von Buddhas oder buddhistischen Arhats. Seladon in Form von Tieren, Pflanzen oder menschlichen Figuren wird als sanghyeong cheongja bezeichnet. Diese figürlichen Stücke waren von der Keramik der chinesischen Nördlichen Song-Dynastie, der Sancai-(dreifarbig glasierten) Ware und der Metallkunst der LiaoDynastie (916–1125) inspiriert. Jedoch ist die ursprüngliche Bedeutung der Formen heute nicht immer überliefert. Da chinesische Keramik in Korea selten war, könnten die chinesischen Objekte als Vorlage für koreanische Nachahmungen gedient haben. Möglich ist auch, dass ihnen ganz neue Bedeutungen zugeschrieben wurden. Figuren von glücksbringenden oder heiligen Wesen wie Löwen (Abb. 1), girin (mythische, gehörnte Wesen mit Hufen, siehe Kat. 75), Drachen, Fischdrachen (eoryong) und Schildkrötendrachen (guryong) symbolisierten königliche Autorität und standen für friedliche Herrschaft. Von der Natur inspirierte Motive waren der chamoe (ostasiatische Melone, Abb. 2), Flaschenkürbisse, Granatäpfel, Bambussprossen und Enten (einschließlich Mandarinenten). Ob handmodelliert oder mithilfe von Formen hergestellt, wurde das figürliche Seladon sorgfältig ausgearbeitet und mit feinen Details versehen, um realistische und dynamische Darstellungen zu erreichen. Die bisaek-Glasur verstärkte die Präzision und Dreidimensionalität der Formen. Zu den gängigen Motiven gehörten Lotusblüten und -blätter, florale Medaillons, Chrysanthemen, Päonien, Trauben, Bambus, Uferlandschaften, Teiche, Wolken, Kraniche und Schildpattmuster – entweder einzeln oder miteinander kombiniert. Das Lotusmotiv hatte dabei Abb. 2 Flasche in Form einer ostasiatischen Melone, ausgegraben aus dem JangneungKönigsgrab, König Injong (reg. 1544/45) zugeschrieben, Goryeo-Dynastie, 12. Jahrhundert, Seladon, Höhe 22,6 cm, Seoul, Koreanisches Nationalmuseum, Inv.-Nr. bon 2, Nationalschatz Nr. 94
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