Leseprobe

– 칼럼Essays 14 15 Ab dem 4. Jahrhundert erlebte die koreanische Halbinsel den Aufstieg der sogenannten Drei Königreiche – bestehend aus Goguryeo (37 v. Chr. – 668 n. Chr.), Baekje (18 v. Chr. – 660 n. Chr.) und Silla (57 v. Chr.– 935 n. Chr.). Parallel dazu formierte sich die Gaya-Konföderation (42–562), ein Zusammenschluss territorialer politischer Ordnungen. Alle diese Staaten traten in einen dynamischen Austausch mit benachbarten Mächten, darunter chinesische Dynastien, nomadische Stämme und die Bevölkerung des japanischen Archipels. Mit der Zeit wurden sie zu wichtigen Akteuren innerhalb verschiedener internationaler Ordnungen. Die Beziehung zwischen den Drei Königreichen und der Gaya-Konföderation war von Bündnissen, aber auch von kleineren oder größeren Konflikten geprägt. Auf dem Höhepunkt ihrer Macht errang das Königreich Goguryeo bedeutende Siege gegen die anderen Staaten und etablierte sich als führende Herrschaft in Ostasien. Das Königreich Baekje erlebte seine Blütezeit als bedeutende Seefahrernation mit erheblichem Einfluss auf den regionalen Handel und die diplomatischen Verbindungen zwischen den Nachbarländern. Das Königreich Silla stieg schließlich durch militärische Eroberungen zur herrschenden Macht auf und vereinte die Reiche der koreanischen Halbinsel. Gleichzeitig spielte die Gaya-Konföderation eine zentrale Rolle als Knotenpunkt eines Netzwerks, das die Gebiete der Drei Königreiche miteinander verband. Zwischen dem 4. und 7. Jahrhundert war die koreanische Halbinsel eine lebendige und sich stetig wandelnde Region, in der die einzelnen Staaten Aufstieg und Fall erlebten. Dadurch formte sich die politische und kulturelle Landschaft. Zu den eindrucksvollsten materiellen Zeugnissen dieser Epoche zählen die königlichen Gräber und Grabanlagen, die für die herrschenden Eliten errichtet wurden. Diese monumentalen Bauwerke, insbesondere die Gräber der königlichen Familien, sind der Schlüssel zum Verständnis der Gemeinsamkeiten und Unterschiede der politischen Verhältnisse. Das Königreich Goguryeo – monumentale Steinhügelgräber und Gräber mit Wandmalereien Das Königreich Goguryeo erstreckte sich über Teile der koreanischen Halbinsel sowie das nordöstliche Gebiet des heutigen China. Es wurde in Ji’an in der chinesischen Provinz Jilin gegründet und entwickelte sich im Laufe seiner Geschichte zu einem einflussreichen Staat. Im Jahr 425 verlegte Goguryeo seine Hauptstadt nach Pjöngjang im heutigen Nordkorea, was den Beginn einer Blütezeit markierte. In den frühen Jahrhunderten des Königreichs Goguryeo fanden Bestattungen in Steinhügelgräbern statt. Um ein solches Grab zu errichten, legte man zunächst Steine aus, baute darauf eine Grabkammer, in die der Leichnam gelegt wurde, und bedeckte diese anschließend mit weiteren Steinschichten. In dem von Fan Ye (398–445) zusammengestellten Buch der Späteren Han-Dynastie zur chinesischen Geschichte (Houhanshu) heißt es im Kapitel »Biografien der östlichen Barbaren«, die Menschen im Königreich Goguryeo »verwenden Gold, Silber und andere Reichtümer für eine großzügige Beerdigung und errichten Hügel aus aufgeschichteten Steinen; sie pflanzen auch Kiefern und Zypressen [in der Nähe der Grabhügel]«. In den Regionen Huanren und Ji’an, die in der Frühphase von Goguryeo als Hauptstädte dienten, waren Steinhügelgräber weit verbreitet. Dutzende – zum Teil sogar Hunderte – solcher Gräber wurden üblicherweise in Gruppen (meist in Reihen) an Flussufern oder an Hügeln errichtet. Das am weitesten entwickelte Beispiel

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