– 칼럼Essays 16 17 das Grab von König Gwanggaeto (reg. 391–412) oder um das von König Jangsu (reg. 412–491) handelt. Beide haben Goguryeo in wichtigen Phasen seiner Geschichte regiert. Weitere bedeutende Gräber im Königreich Goguryeo sind diejenigen mit Wandmalereien. Sie spiegeln eine neue Bestattungskultur wider, die im 4. Jahrhundert aus dem Nordosten Chinas eingeführt wurde – einer Zeit, in der sich das Königreich Goguryeo territorial stark ausdehnte. Die Wandmalereien im Inneren dieser Gräber stellen wertvolle kulturelle Zeugnisse dar, da sie lebendige Einblicke in das Leben und die Gepflogenheiten jener Zeit gewähren, die anhand historischer Quellen oder archäologischer Funde heute nur schwer zu rekonstruieren sind. Neben ihrer historischen Bedeutung besitzen die Wandmalereien auch in ästhetischer Hinsicht einen hohen Wert und bieten Einblicke in die Vorstellungen über Tod und Jenseits in der damaligen Zeit. Die meisten Wandmalereien befinden sich in den steinernen Grabkammern. Es gibt etwa 110 solcher mit Wandmalereien geschmückten Gräber, vor allem in Huanren in der Provinz Liaoning, in Ji’an sowie in Pjöngjang und Anak in Nordkorea. Die Themen der Wandmalereien lassen sich grob in drei Kategorien einteilen: Alltagsszenen und Bräuche, dekorative Muster sowie Darstellungen der Vier Gottheiten (sashin). Gemalt wurde entweder direkt auf die glatt polierten Steine oder auf eine Wandputzschicht. In der Frühzeit des Königreichs Goguryeo waren die Wandmalereien oft Szenen aus dem Leben der Verstorbenen gewidmet. Im Laufe der Zeit jedoch gewannen die Vier Gottheiten, die das Jenseits aus allen Himmelsrichtungen bewachen, zunehmend an Bedeutung und wurden zum dominierenden Thema für die malerische Gestaltung der vier Grabkammerwände. Die Vier Gottheiten umfassen die Schwarze Schildkröte des Nordens (Abb. 2), den Blaugrünen Drachen des Ostens, den Roten Vogel des Südens und den Weißen Tiger des Westens. Sie symbolisieren zugleich kosmische Kräfte, die Natur sowie den Schutz der Toten im Jenseits. In manchen Hauptgrabkammern stellen diese Gottheiten die einzigen Motive dar. Sie sind Ausdruck einer für Goguryeo charakteristischen Jenseitsvorstellung, die sich in anderen Regionen Ostasiens nicht findet. Die Tradition der Kammergräber von Baekje und das Grab von König Muryeong Das Königreich Baekje befand sich im südwestlichen Teil der koreanischen Halbinsel. Seine ursprünglich in Wiryeseong (heute Hanam) angesiedelte Hauptstadt wurde im Jahr 475 aus politischen Gründen nach Gongju und 538 nach Buyeo verlegt. Während in der Frühzeit des Königreichs Steinhügelgräber üblich waren, entwickelten sich nach und nach verschiedene Formen von Kammergräbern, was eine für Baekje charakteristische Grabtradition begründete. Die Gräber der Frühzeit folgten zunächst dem Stil der Steinhügelgräber von Goguryeo. So ähnelt etwa die Struktur der Steinhügelgräber vom Bezirk Seokchon in Seoul stark denen aus der Goguryeo-Zeit. Es gibt unterschiedliche Auffassungen darüber, wann und weshalb im Gebiet von Baekje Steinhügelgräber entstanden, die von Goguryeo geprägt waren. Eine verbreitete Ansicht ist, dass Einwanderer aus Goguryeo in das Gebiet von Baekje zogen, die Kontrolle über die Region des Han-Flusses erlangten und dort Gräber im Goguryeo-Stil errichteten. Neuere Forschungen legen jedoch nahe, dass die Gräber – wie etwa das Steinhügelgrab Nr. 3 im Bezirk Seokchon aus dem 4. Jahrhundert, das mit einer Seitenlänge von über 50 Metern das größte seiner Art ist (Abb. 3) – während der Regierungszeit von König Geunchogo (reg. 346–375) als königliche
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