Leseprobe

I 18 Repräsentation von Fürsten und Herrschern im Kampf um Rang und Aufstieg Dass die Kapelle vom Palas räumlich abgesetzt ist, unterstreicht die monumentale Wirkung ihrer Kubatur: Der Baukörper hat die Form eines Quaders, dessen Schmalseiten annähernd so breit wie hoch und dessen Längsseiten knapp eineinhalb mal so lang sind wie die Schmalseiten (10,90 × 16,30 × 11,80 m). Das 1818 aufgesetzte Walmdach ist so proportioniert, dass es das Bauwerk nicht in seiner Wirkung beeinträchtigt. Den Besuchern, die den Burghof durch das Haupttor betreten, präsentiert die Kapelle ihre südliche Längsseite. Sie steht in paralleler Ausrichtung vor dem Palas, der sie an Breite deutlich übertrifft (Abb. 3). Die Mauern bestehen aus teils hammerrechten, meist aber unregelmäßigen Bruchsteinen. Das Baumaterial, ein grünlicher Phyllitschiefer, lieferte der Schlossberg selbst. Farblich setzen sich die Gliederungselemente aus Granit davon ab. An der Portal- und Fensterrahmung im Obergeschoss tritt neben den Granit ein leuchtend weißer Marmor. Die Werksteine des oberen Rundfensters in der Westfassade bestehen abwechselnd aus Marmor und einem Quarzit, der sich mit der Zeit von Ocker zu Orangerot verfärbt hat.2 Der Bau ruht zur Gänze auf einem attisch profilierten Granitsockel. Zusätzlich werden alle senkrechten und horizontalen Gebäudekanten durch ein umlaufendes Karniesprofil akzentuiert, mit dem die Lisenen in den Binnenflächen verschnitten sind.3 Ein ausladendes Traufgesims als horizontaler Abschluss fehlt (Abb. 4). Auch trennt kein Zwischengesims die beiden Geschosse voneinander. In der Vertikalen wird die Nordwand durch zwei Lisenen in drei regelmäßige Abschnitte unterteilt, während auf der Südseite drei Lisenen vier ungleiche Wandflächen einfassen. Eine regelmäßige Abfolge, die die Lisenen in Übereinstimmung mit den Wandvorlagen im Inneren gebracht hätte, ließ sich aufgrund der Raumaufteilung nicht verwirklichen. Die doppelgeschossige Kapelle besitzt zwei Türöffnungen. Ein granitgefasstes Rundbogenportal auf der Südseite, zwischen der ersten und zweiten Lisene von Westen, gewährt Zugang aus dem Burghof. Ein weiteres Rundbogenportal im mittleren Wandfeld der Westseite, das aus marmornen Werksteinen gefügt ist, konnte nur über den erwähnten hölzernen Laufgang und einige StuAbb. 3 Eger (Cheb), Burgkapelle von Süden (Foto: C. Forster)

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