Die Kapelle der Königspfalz in Eger (Cheb), ihre Rippenwölbung und ihre Nutzung im Mittelalter 21 I Öffnung einfassen und auf gedrungenen Granitsäulen ruhen, scheiden kein exaktes Quadrat aus, sondern ein querliegendes, das heißt Nord-Süd-ausgerichtetes Rechteck, was aber nur auf einer Grundrisszeichnung zu erkennen ist. Entweder war der Baumeister der Meinung, auf diese Weise den Zentralraumcharakter der dreischiffigen Halle unbemerkt hervorheben zu können, oder er nahm sein Maß an dem gestuften Rundbogenportal zum Altarraum, denn die Mittelstützen fluchten auf dessen Außenkanten. Der Grundriss der Oberkapelle wiederholt denjenigen des Untergeschosses, auch ist hier das Sanktuarium ebenfalls durch Stufen vom Vierstützenraum abgesetzt; und doch stellt sich ein ganz anderer Raumeindruck als unten ein (Abb. 8, 9). Wer die steinerne Treppe in der Nordwestecke nach oben geht, findet sich in einer hellen und hohen Halle wieder, die über spitzbogigen Gurtbögen und fein profilierten Kreuzrippen eingewölbt ist. Als Stützen der Gewölbe dienen vier schlanke Säulen, die den achteckigen Bodenschacht in ihre Mitte nehmen, und halb- bzw. dreiviertelrunde Vorlagen an den Wänden und in den Raumecken. Tageslicht strömt dank des Sechspassfensters in der Westwand und der breiten, hoch sitzenden Südfenster unmittelbar in die Gewölbezone und erfüllt den ganzen Raum. Im Gegenlicht erscheinen die Freistützen aus weißem Wunsiedler Marmor noch schlanker. Die Schäfte der vier Säulen haben die gleiche Höhe (H) von 313 cm, die beiden runden Abb. 7 Eger (Cheb), Burgkapelle, Blick durch den oktogonalen Schacht im Gewölbe der Unterkapelle nach oben (Foto: C. Forster) Abb. 8 Eger (Cheb), Burgkapelle, Unterkapelle nach Westen (Foto: C. Forster) Abb. 9 Eger (Cheb), Burgkapelle, Oberkapelle nach Westen (Foto: C. Forster)
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