I 110 Repräsentation von Fürsten und Herrschern im Kampf um Rang und Aufstieg Als Sitz der Gesellschaft Unserer Lieben Frau legte Friedrich II. das Prämonstratenserkloster St. Marien bei Brandenburg fest. Bereits mit der Wahl des Ortes gelang es dem neuen Markgrafen, zwei Ebenen der Identitätsstiftung anzusprechen: Zum einen war der Harlunger Berg bei Brandenburg ein jahrhundertealter und viel besuchter Wallfahrtsort, dessen viertürmige und hoch aufragende Marienkirche (Abb. 1) allein durch ihre Lage einen imposanten Eindruck machte.52 Die Kirche auf dem Harlunger Berg verzeichnete seit dem 12. Jahrhundert einen starken Zulauf an Pilgern, war doch die Marienfrömmigkeit in der gesamten Mark stark verbreitet.53 Der Wallfahrtsort mit dem wundertätigen Marienbild gehörte somit zu den Stätten der Mark Brandenburg, die im Selbstverständnis des Landes eine wichtige Rolle spielten. Zum anderen hatten aber auch die Hohenzollern beim Regierungsantritt Friedrichs II. bereits einen starken Bezug ihrer Dynastie zu diesem Ort hergestellt. Nachdem ab 1382 durch die Konkurrenz des Wilsnacker Wunderbluts ein gewisser Niedergang des Marienwallfahrtsortes zu verzeichnen gewesen war, tätigte Markgraf Friedrich I. an der Kirche eine bedeutende Stiftung. Anlass war die sichere Heimkehr seiner Söhne Johann und Albrecht Achilles von einer Pilgerreise zum Heiligen Grab in Jerusalem.54 Der Markgraf gründete am 26. September ein Prämonstratenserstift, bestehend aus einem Dekan und fünf Stiftsherren, und ließ die mittlerweile verfallene Kirche wieder instand setzen.55 Später konnte Friedrich II. erreichen, dass das von seinem Vater eingerichtete Prämonstratenserstift der Verantwortung des benachbarten Brandenburger Domkapitels, dem es bis zu diesem Zeitpunkt unterstellt war, entAbb. 1 Die Marienkirche auf dem Harlunger Berg über der Altstadt von Brandenburg an der Havel. Zeichnung des Stadtschreibers Zacharias Garcaeus, 1582 (ex: Tschirch 1928, 35)
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