Die Erben des Aufsteigers 381 I gen Montanwesen und ihr damit eng verbundenes Schicksal zwar wörtlich vom Lauf eines Glücksrades abhängig,8 aber die daraus fließenden Gewinne eröffneten den Schlick bald vollkommen neue Perspektiven. Erst jetzt konnten tatsächlich die ökonomischen Grundlagen geschaffen werden, um die bisher erreichte soziale Stellung und den herrschaftlichen Anspruch der Familie dauerhaft zu untermauern. Zwischen dem glänzenden Aufstieg des Kaspar Schlick in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts und der alles überstrahlenden Blütezeit von St. Joachimsthal in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts lagen jedoch mehrere Jahrzehnte, in denen die Familie Schlick sich in prekärer Stellung zwischen verschiedenen Ländern, nationalen, sozialen und später auch konfessionellen Gegensätzen behaupten musste. Dabei war es nicht problematisch, dass viele der während des Aufstiegs insbesondere durch Kaspar Schlick erworbenen Besitzrechte, Ansprüche oder Privilegien auf fragwürdigen Dokumenten unter Fälschungsverdacht beruhten – diese wurden dank ihres vorsichtigen Einsatzes kaum von den Zeitgenossen in Zweifel gezogen, sondern erst von der modernen Geschichtswissenschaft diskutiert. Als viel schwieriger erwies sich für die Familie, dass diese Rechte weit über Ungarn, Italien, Österreich, Böhmen und weitere deutsche Länder gestreut waren. Sie bildeten somit ein buntes Gemisch internationaler Titel, die in anderen Ländern, in denen sie zur Festigung des dortigen sozialen Status der Familie beitragen sollten, nur schwerlich Akzeptanz fanden. So wurden zum Beispiel im böhmischen Adel kaum ausländische Rangerhöhungen akzeptiert. Gerade dort aber strebte die Familie ganz besonders nach Etablierung in der Oberschicht des Herrenstandes, hatte sie doch hier die umfangreichsten Besitzungen erworben.9 Diese bestanden jedoch fast ausschließlich aus königlichen Pfändern und waren daher von vornherein unsicher in ihrem Bestand. Die wichtigste dieser Pfandbesitzungen der Familie Schlick war die große Herrschaft Elbogen (Loket) im Nordwesten Böhmens, die Kaspar Schlick 1434 von König Sigismund erhalten hatte (Abb. 3).10 Die zur Herrschaft gehörende Burg Steinelbogen war zudem das Rechts- und Verwaltungszentrum des Elbogener Kreises – eines für Böhmen verfassungsrechtlich ungewöhnlichen GebieAbb. 3 Burg Elbogen (Loket) (Foto: open source/Ferenc Lubor)
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