Leseprobe

33 hinzugefügt wurden? Zumindest für die Kupfermünzen könnte dies der Fall sein. So finden sich in den Lots eine ganze Reihe von Münzen, die zu Lebzeiten Goethes noch zirkuliert sein dürften (Abb. 2). Unklar bleiben muss ebenfalls, inwieweit die Bestimmungen von Schuchardts Katalog auf Vorarbeiten Goethes beruhen. Goethe selbst hatte mehrmals angekündigt, seine Sammlung in loser Abfolge in einzelnen Aufsätzen zu publizieren, bis auf die Vorarbeiten zu einem ersten Aufsatz ist allerdings nichts überliefert.8 Ebenfalls existieren keinerlei Unterlegzettel oder Notizen zu den Münzen direkt. Die zweite Publikation betrifft die Medaillensammlung. Im Jahr 2000 legte Jochen Klauß eine zweibändige Publikation zur Medaillensammlung Goethes vor. Der erste Band publiziert den größten Teil der über 2 000 Medaillen, im zweiten Band findet sich eine Zusammenstellung aller Notizen, Tagebucheinträge und Briefe von und an Goethe oder Dritte, die Informationen zu Münzen oder Medaillen – Goethe verwendete beide Begriffe synonym – enthalten.9 Dieses sind die beiden einzigen monografischen Arbeiten zu Goethes Sammlung. Ein weiterer Aufsatz von Behrendt Pick (1861– 1940) soll noch genannt werden, in dem er 1920 einen kurzen allgemeinen Überblick über die Sammlung gab und ein paar einzelne Münzen – vor allem antike Stücke – heraushob.10 Allerdings stammt aus diesem Artikel auch das vernichtende Urteil: »Dass nicht viel Bedeutendes darunter ist, wurde schon gesagt [...].«11 Dies dürfte viel dazu beigetragen haben, dass sich die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Goethes Münzsammlung nach wie vor in einem Anfangsstadium befindet. Mit Blick auf diese dürftige Forschungslage sollen im Folgenden drei unterschiedliche Sammlungsthemen aus dem Bereich der frühen Neuzeit vorgestellt werden, derjenige Sammlungsbereich, der bislang am wenigsten Aufmerksamkeit erfahren hat. Für diesen Teil sind auch die gesammelten Nachrichten und Notizen von Goethe nicht sehr hilfreich, da er sich hier kaum inhaltlich mit den Münzen der frühen Neuzeit auseinandersetzt. Was sich seinen Aufzeichnungen entnehmen lässt, ist, dass er auch diesem Sammlungsteil viel Zeit gewidmet hat, lediglich die Motivation, diese Münzen zu sammeln, lässt sich nicht den schriftlichen Zeugnissen entnehmen;12 hier helfen nur die Objekte selbst weiter. Religiöse Auseinandersetzungen Unter diesen Bereich fallen insbesondere Stücke zu Auseinandersetzungen zwischen Protestanten und katholischen Herrschern. Verbunden sind damit für die damalige Zeit ›skandalöse‹ Fälle von Konvertierungen. Ein gutes Beispiel hierfür ist die schwedische Königin Christina (1626–1689), die Tochter Gustav Adolfs II. (1594–1632). Dieser war ein Vorkämpfer des Protestantismus im Dreißigjährigen Krieg und ist in der Sammlung durch eine der seltenen Goldmünzen, die sich in Goethes Besitz befanden, vertreten (vgl. Kat.-Nr. 85). Christina, fünf Jahre alt beim Tod ihres Vaters, übernahm mit 18 Jahren die Regierung und wurde sechs Jahre später, im Jahr 1650, zur Königin von Schweden gekrönt. Ihre Weigerung zu heiraten und Auseinandersetzungen mit dem Parlament führten bereits vier Jahre später zur Aufgabe der Krone und – was einen Skandal auslöste – zur Konvertierung zum Katholizismus. Dieser wurde von der päpstlichen Seite als großer Prestigegewinn gefeiert. Goethe besaß nicht nur zwei Münzen von Christina, sondern auch ganze 24 Medaillen von ihr (Abb. 3; Kat.-Nr. 87).13 1 · Halber Groschen des Königreichs Preußen, 1831, KSW, Museen, GMM-3677 2 · Heller des Herzogtums Sachsen-Hildburghausen, 1766, KSW, Museen, GMM-3510 3 · Francesco Travani, Medaille auf Christina von Schweden, nach 1655, KSW, Museen, GMM-1810

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