58 Dynastiegeschichte(n) Teil 1 – 16. Jahrhundert · 4 · Medaille auf Friedrich den Weisen als Generalstatthalter zu 12 Dukaten 1512 • Goldlegierung • Gewicht: 41,660 g • Durchmesser: 48,1 mm • Stempelstellung: 12 h Vs: Brustbild Friedrichs nach rechts im Harnisch und mit Drahthaube, die Legende unterbrochen durch die Wappen von Kursachsen, Herzogtum Sachsen, Landgrafschaft Thüringen, Markgrafschaft Meißen; Umschrift: FRID’DVX.SAX’ / ELECT.IMPER / QVE.LOCVM:TEN / E’S:GENERA’ Auf dem Brustabschnitt Friedrichs: IHS:MARIA Rs: Reichsadler mit den Wappen des Erzherzogtums Österreich und Burgunds, Legende unterbrochen durch Kreuze und Blumen; Umschrift: .MAXIMILIANVS./.ROMANORVM./.REX./.SEMPER.AVGVST. Inventarnummer: MM-2020/5 Alte Inventarnummer: Soret II, 19 Provenienz: 1700 mit der Sammlung Haugwitz erworben. Literatur: Inventar Haugwitz 1700, Bd. Ern., fol. 2v, Nr. 12.1; Tentzel 1714, Lin. Ern., S. 24–25, Nr. 3.I; Davenport 1979, S. 292, Nr. 9699; Schnee 1982, S. 32–33, Nr. 35–37; Brozatus 1994, S. 43–46, 51; Keilitz/Kahnt 2010, S. 98, Nr. 70.2; Ausstellungskat. Gotha/Weimar 2016, S. 100, 418, Nr. 95; Ausstellungskat. Weimar 2022, S. 98–99; (zu Quellen um Lucas Cranach d. Ä.) Heydenreich 2007, S. 408–413 1507 ernannte Kaiser Maximilian I. vor seiner Abreise nach dem Reichstag zu Konstanz Friedrich den Weisen zum Generalstatthalter des Reichs, zum ›imperique locum tenens generalis‹. Im Fall der Abwesenheit des Kaisers konnte Friedrich also Reichsautorität beanspruchen. Dazu beauftragte er eine Medaille, die an die Verleihung der Würde erinnern und den Titel medial verbreiten sollte – nach dem Titel des Generalstatthalters später auch als ›Locumtenenser‹ bekannt geworden. Friedrich wandte sich für dieses Vorhaben nach Nürnberg, einem der führenden Zentren für kunstvolle Metallverarbeitung der Zeit. Der Kontaktmann vor Ort war der aus einer angesehenen Patrizierfamilie stammende Anton Tucher (1458–1524). Hier sollte Hans Krug d. Ä. den Auftrag ausführen und dafür den Besuch von Friedrichs Hofmaler Lucas Cranach d. Ä. (1472–1553, Kat.-Nr. 99) abwarten, der ihm Instruktionen für die Gestaltung hätte geben sollen. Da der Besuch aber auf sich warten ließ, nahm sich Krug zunächst ein Porträt aus der Cranach-Werkstatt, das in der Predigerkirche in Nürnberg hing, zum Vorbild. Später ging ihm im November 1508 ein in Stein geschnittenes Modell Cranachs zu. Erste Versuche zeigten zwar schon das Porträt im Profil mit Drahthaube und Harnisch, waren aber nicht überzeugend. Als Hans Krug d. Ä. dann das Amt als Münzmeister Ende 1509 verlor, geriet der Auftrag ins Stocken. 1510 erwähnte Anton Tucher abermals, dass er ein »pyldnuß durch Lucas Maler seer wol gemacht« erhalten habe und nun erneut Stempel entstehen sollten, die dann Lucas Cranach d. Ä. wiederum abnehmen sollte. Abermals stockte der Auftrag. Nun wandte sich Friedrich stattdessen nach Tirol, das zu den Habsburgischen Erblanden gehörte und sich seit den Silberfunden Mitte des 15. Jahrhunderts ebenfalls zu einem Zentrum der Metallverarbeitung und der Münzprägung entwickelt hatte. In Hall, der Münzstätte in der Nähe von Maximilians I. Residenzstadt Innsbruck, führte der Münzmeister Ulrich Ursenthaler (1482–1562) die bislang entstandenen Entwürfe zu einem ästhetisch gelungenen Ergebnis. In dem weichen Material Gold kommen zum Beispiel der fein gelockte Bart oder die Drahtnetzhaube, die Friedrich trägt, besonders gut zur Geltung und tragen zu einem lebendigen, individuellen Porträt bei. Dass das Stück nach wie vor so gut erhalten ist, legt nahe, dass es nie für seinen monetären Gegenwert, der beträchtlich war, zirkulierte, sondern stets als Schaustück aufbewahrt wurde. Durch sein spezifisches Gewicht lässt es sich eindeutig in dem Inventar der Haugwitzʼschen Sammlung identifizieren und muss schon damals zu den Spitzenstücken des Weimarer Münzkabinetts gezählt haben. Drei weitere Silberabschläge zum Gewicht von jeweils zwei und einem Taler sind ebenfalls im Weimarer Kabinett überliefert (MM-2020/6–8). SD
RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1