80 Dynastiegeschichte(n) Teil 1 – 16. Jahrhundert · 15 · Reichsgulden zu 21 Groschen von August von Sachsen 1584 • Goldlegierung • Gewicht: 2,410 g • Durchmesser: 23,4 mm • Stempelstellung: 12 h Vs: Reichsapfel, darin geteilter runder Schild mit Kurschwertern und Wappen des Herzogtums Sachsen, darüber die durch ein Kreuz geteilte Jahreszahl 15/84 Rs: Wertangabe als Inschrift in drei Zeilen; Umschrift: REICHS. / GVLDEN. / ZV.XXI:, darunter zwischen Punkten und Rosetten das Groschenzeichen 1584 • Goldlegierung • Gewicht: 2,512 g • Länge: 18,4 mm; Breite: 18,1 mm • Stempelstellung: 1 h Vs: Reichsapfel, darin der geteilte runde Schild mit Kurschwertern und Wappen des Herzogtums Sachsen Rs: Wertangabe als Inschrift in vier Zeilen; Umschrift: REICHS. / GVLDEN. / ZV.XXI. /.1.5.[Groschenzeichen].8.4. Inventarnummer: MM-2022/6469 und MM-2022/6470 Alte Inventarnummer: Soret L, 5 und Soret L, 6 Provenienz: Beide 1700 mit der Sammlung Haugwitz erworben. MM-2022/6470 durch Ernst Hellmuth von Bethe vor November 1924 gestohlen und veräußert; im Dezember 1924 beschlagnahmt und restituiert. Literatur: Inventar Haugwitz 1700, Bd. Alb., fol. 8v, Nr. 36.9, 36.10; Tentzel 1714, Lin. Alb. Suppl., Nr. 97.XI; Baumgarten 1812, S. 33, Nr. 105; Erbstein 1888, S. 71, Nr. 367; Keilitz/Kahnt 2014, S. 54, Nr. 40 Gulden war eine seit dem Mittelalter gebräuchliche Münzbezeichnung – dass er sich von dem Material Gold ableitet, zeigt der deutsche Begriff an. Im Florenz des 13. Jahrhunderts wurden Florentiner geprägt, wovon sich die Währungsabkürzung ›fl.‹ für den Gulden ableitet. Im Heiligen Römischen Reich des Spätmittelalters war es dann der Rheinische Gulden, der im deutschen Sprachraum eine Goldmünze etablieren sollte – die aber im Gegensatz zu dem ebenfalls aus Gold geprägten Dukaten, der immer stabil im Feingehalt blieb, stetig im Gehalt verändert wurde. Während der Rheinische Gulden lange in Gebrauch war, sowohl als Rechnungs- als auch als physisch benutzte Währung, nahm der Reichsgulden eine Sonderstellung ein. Bei den beiden hier gezeigten Reichsgulden zu 21 Groschen handelt es sich um eine der sehr seltenen Münzen aus dem albertinischen Sachsen, das nach 1547 das ernestinische Sachsen als Kurfürstentum ablöste. Der eigentliche Zweck dieser Münzen ist immer noch nicht endgültig geklärt, da es Reichsgulden nie als offizielle Münze gegeben hatte und das Gewicht von knapp 2,5 Gramm außerhalb jeder Guldennorm liegt. Zwei unterschiedliche Erklärungen zirkulieren momentan: Einerseits könnte es sich um einen Probeabschlag, bei dem das zu niedrige Gewicht durch einen entsprechend hohen Feingehalt des Goldes ausgeglichen werden sollte, handeln. Die Stempelrisse im Exemplar im Berliner Münzkabinett werden als möglicher Grund für die Seltenheit dieser Münzen angeführt. Das Weimarer Exemplar ist aus den gleichen Stempeln geprägt, zeigt aber keinerlei Risse, ist also zeitlich auf jeden Fall vor dem Berliner Exemplar ausgeprägt worden. Eine andere Erklärung wäre, dass diese Münzen ausgeprägte Rechnungsgulden darstellen. Der sogenannte meißnische Gulden wurde in Sachsen im Jahr 1490 auf 21 Groschen festgesetzt und lediglich als Recheneinheit verwendet. Die Münze ist also nicht als Zahlungsmittel gedacht gewesen, sondern eher als Gunstbeweis und Geschenk des Kurfürsten August. Dafür spricht auch die zweite Variante dieses Goldguldens als Klippenprägung mit leicht verändertem Design. Im Jahr 1584, dem Prägejahr, fand die Doppelverlobung seiner beiden Töchter Dorothea und Anna mit den Herzögen Heinrich Julius von Braunschweig und Johann Casimir von Sachsen-Gotha statt. Im Zuge der Feierlichkeiten wurde auch ein Schießen abgehalten, zu dem diese Münzen wahrscheinlich ausgegeben worden sind. Das wäre auch typisch für das quadratische Exemplar, eine Klippe – ›Schießklippen‹ waren beliebte Geschenke im Rahmen solcher Festlichkeiten. Beide Objekte sind bereits seit dem Ankauf der Sammlung Haugwitz in Weimar nachweisbar. GD / SD
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