114 Dynastiegeschichte(n) Teil 2 – 17. bis 18. Jahrhundert · 30 · Silberklippe von Dorothea, Herzogin von Sachsen und Äbtissin von Quedlinburg 1617 • Silberlegierung • Gewicht: 4,425 g • Länge: 21,6 mm; Breite: 22,0 mm • Stempelstellung: 12 h Vs: Sächsisch-quedlinburgischer Wappenschild; Umschrift: MO.NOV.D.G.DOROTHEÆ Rs: Reichsapfel mit der Wertzahl 24; Umschrift: DVC.SAX AB.QVEDL.16/17 Inventarnummer: MM-2022/4442 Alte Inventarnummer: Soret XV, 16 Provenienz: Vor 1827 erworben. Literatur: Inventar Vulpius 1823–1827, Bd. Ern., S. 74; Dormagen 2023; Mehl 2006, S. 176–188, 569–599 Seit den Jahren 1477/1479 befand sich das Stift Quedlinburg als reichsunmittelbares und freiweltliches Stift in kursächsischer Vogtei, sodass das Amt der Äbtissin bis zum Verkauf 1697 an Kurbrandenburg regelmäßig von Frauen, zumeist Töchtern, der sächsischen Herrscherlinien bekleidet wurde. Eine dieser Äbtissinnen war Dorothea, Herzogin von Sachsen (1591–1617), eine Tochter des Kurfürsten Christian I. und Schwester Christians II. Sie wurde am 18. April 1610 zur Äbtissin gewählt und am 19. Juni desselben Jahres durch den Kaiser im Amt bestätigt. Das Stift Quedlinburg war im Jahr 936 vom späteren Kaiser Otto I. gegründet worden; Zweck des Stifts war die Unterbringung unverheirateter Töchter aus hochadligen Familien. Bereits ein paar Jahrzehnte später, 994, verlieh Kaiser Otto III. der damaligen Äbtissin Mathilde zusätzlich zum Markt- und Zollrecht auch noch das Münzregal, also die Erlaubnis, eigenständig Münzen prägen zu dürfen. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts, nach dem Tod der Äbtissin Hedwig von Sachsen (1458–1511), war die Münzprägung des Stifts zum Erliegen gekommen. Da die versammelten Reichsstände auf dem Reichstag 1570 beschlossen hatten, das Recht der Münzprägung an den Münzstätten der Reichskreise zu zentralisieren – und Quedlinburg damit eigentlich keine Chance mehr hatte, das Recht zurückzuerlangen –, musste Dorotheas Bruder, Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen, seinen Einfluss geltend machen. 1615 erhielt das Stift Quedlinburg schließlich die Genehmigung, wieder eigene Münzen prägen zu dürfen. Auch wenn unter Dorothea große Schautaler zur Hundertjahrfeier der Reformation 1617 geprägt worden sind, bildet der Großteil der unter ihrer Regierung herausgegebenen Münzen Silbergroschen. Aus dem gleichen Stempel geprägte Groschen mit rundem Schrötling sind bekannt, klippenförmige Exemplare sind bis jetzt in der maßgeblichen Forschungsliteratur nicht aufgeführt, sodass das Weimarer Exemplar ein Unikat zu sein scheint. Inwiefern es sich hierbei um Münzen handelt, die für den Umlauf bestimmt waren, scheint aufgrund der Einzigartigkeit des Stücks eher zweifelhaft, vielmehr dürfte es sich um eine besondere Serie, sei es zu Repräsentationszwecken oder als Testprägung, gehandelt haben. GD
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