Leseprobe

164 Geprägter Glaube – 1544 bis 1917 · 54 · Medaille auf Sündenfall und Erlösung 1547 • Silberlegierung, vergoldet • Gewicht: 75,287 g • Durchmesser: 68,5 mm; mit Öse 83,2 mm • Stempelstellung: 12 h Vs: Paradiesdarstellung mit Adam und Eva neben dem Baum der Erkenntnis, an dessen Stamm sich eine Schlange windet, umgeben von einem Einhorn, einem Ochsen, einem Esel, einem Schwan, einem Schwein, einem Hirsch und einem Hasen; in der Baumkrone ein Affe, ein Eichhörnchen und ein Hahn; links im Hintergrund die Schöpfung Evas aus der Rippe Adams, rechts die Vertreibung aus dem Paradies, diese Bildszenen untersetzt mit Wappenschilden, links der sächsische Kurschild, rechts Herzogtum Sachsen; außen Umschrift: ET.SICVT.IN.ADAM.OMNES.MORIVNTVR.ITA.ET.IN. CHRISTVM.OMNES. VIVIFICABVNTVR.VNVS QVISQVE.IN.ORDINE.SVO; innen auf einem Spruchband: IOANNS.FRIDERICVS. ELECTOR.DVX.SAXONIE.FIERI.FECIT; unten links neben dem Schwan Monogramm: HR Rs: Kreuzigungsszene, im Hintergrund links Stadtansicht, rechts Auferstehung Christi; auf dem Kreuzesbalken Christi INRI/15/47; außen Umschrift: VT.MOSES.EREXIT.SERPETE.ITA.CHRS.IN.CRVCE. EXALTATVS.ET.RESVSCITATVS,CAPVT.SERPETIS.COTRIVIT,VT.SALVARET.CREDETES; innen auf einem Spruchband: SPES.MEA.IN.DEO.EST; am Fuß des Kreuzes Monogramm: HR Inventarnummer: MM-2022/1331 Alte Inventarnummer: Soret VII, 28 Provenienz: Vor 1770 erworben. Literatur: Tentzel 1714, Lin. Ern., S. 98–105, Nr. 8.I; Inventar Catalogus 1770–1783, Bd. Ern., S. 31; Habich 1916, S. 129; Habich 1932, S. 284, Nr. 1968; Wallenstein 1994, S. 22–23; Meukow 2024, S. 86–87 Hans Reinhart d. Ä. gestaltete diese qualitativ besonders hochwertige Medaille: Die Darstellungen vom Sündenfall auf der Vorder- und Kreuzigung Christi auf der Rückseite sind mit feinsten Details ausgestaltet, das Relief ist gut sichtbar herausgearbeitet und das Laubwerk des Baumes auf dem Reliefgrund kombiniert mit lockig aufgelegten Zweigen und Blättern. Neben aufgelöteten und dadurch stark hervorspringenden Elementen sind charakteristisch für Reinharts Arbeit auch die gut lesbaren, an den Konturen etwas weich gestalteten Buchstaben des umlaufenden Schriftkranzes. Die Medaille existiert in vielen unterschiedlichen Variationen. In Weimar finden sich zwei vergoldete Exemplare der Version von 1547, das vorliegende mit einer festen Öse und ein weiteres mit einem beweglichen Ring zum Tragen (MM-2022/1330). Sie zeigen beispielsweise auf der Vorderseite oben links eine Sonne mit einem pausbäckigen Gesicht, oben mittig filigranes Laubwerk, das in den Schriftring hineinragt, und unten unter dem linken Fuß von Adam deutlich sichtbar das ligierte Monogramm des Künstlers, HR. Die erste Prägung von 1536 hatte noch keine Einfassung mit einem Schriftring und ist auch in Details etwas anders gestaltet, so zeigt dort beispielsweise die Sonne auf der Vorderseite einen gesichtslosen, glatten Kreis im Zentrum. Es gibt auch Abschläge, die beide Gestaltungen miteinander kombinieren: Zwei Versionen im Staatlichen Münzkabinett in Berlin (Nr. 18201070 und 18210979) kombinieren zum Beispiel die gesichtslose Sonne mit weniger fein gestaltetem Laubwerk, das auf die Schrift ausgreift. Während die erste Medaille ohne Schriftkranz auch keine Widmung an Johann Friedrich den Großmütigen zeigt, sind die Versionen mit dem Schriftkranz und der in die Spruchbänder eingeschriebenen Devise Johann Friedrichs, »Meine Hoffnung ruht in Gott«, sowohl auf das Jahr 1536 als auch 1547 datiert. Dass das hier abgebildete Exemplar aus der Auflage aus dem Jahr 1547 stammt, zeigt die Datierung auf der Rückseite auf dem Querbalken des Kreuzes Christi. Die Motive spiegeln die Zusammenarbeit von Hans Reinhart mit der Cranach-Werkstatt wider. Die Darstellung des Sündenfalls zeugt von der Kenntnis des Holzschnitts von Lucas Cranach d. Ä. von 1509, der ganz ähnlich Adam und Eva unter dem Baum der Erkenntnis von Tieren umgeben zeigt. Den dort rechts neben Eva lagernden Hirsch wiederholte Reinhart fast identisch. Auch das Konzept, den Wappenschild mit den gekreuzten Schwertern als Zeichen der Kurwürde und den sächsisch-wettinischen Balkenschild im Bild zu platzieren, übernahm Reinhart. Über die Vorlage geht er aber hinaus, indem er winzig klein im Hintergrund links die Schöpfung Evas und rechts die Vertreibung aus dem Paradies durch den Engel mit dem Flammenschwert zeigt. Die Simultanerzählung setzt auch die Rückseite fort, wo rechts im Hintergrund die Auferstehung Christi zu sehen ist. In Weimar nennt der Catalogus Numophylacii zwei vergoldete Medaillen – nach wie vor sind zwei in Weimar vorhanden –, sodass eine davon die hier gezeigte sein muss. Zwar ist schon im Inventar der Sammlung Haugwitz (Bd. Ern., fol. 7r – v, Nr. 46.6) ein Exemplar genannt, aber mit der Datierung 1536. Es müsste ein Irrtum vorliegen, damit es mit einem der beiden heute noch vorhandenen Exemplare identisch sein kann. SD

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