9 der sächsisch-kurfürstlichen Sammlung in Dresden: »[U]nd ist daselbst das Haugwitzische Cabinet nicht weniger sehens-würdig [...].«4 Von dem Ankauf für Weimar berichtete Tentzel in seiner Saxonia Numismatica: »[...] ich wünsche dabey im gedachten Tractätlein / daß der Herzog zu seiner ewigen Gloire denen Nachkommen zum besten ein vollständiges Sächsisches Medaillen-Cabinet anschaffen möchte. Welches Wunsches ich an. 1700. gewähret worden / da der löblichste Herzog das berühmte Haugwitzische Cabinet / welches in lauter Sächsischen Medaillen, auch grossen und kleinen Müntzen bestehet / an sich erhandelte / welches ich zuvor zu Berlin in Ordnung gebracht / und hernach auff Fürstlichen Befehl und Kosten nach Weimar gelieffert habe.«5 Das erwähnte Tractätlein ist eine Schrift zu sächsischen Geburtstagsmedaillen, die Tentzel im Jahr 1700 veröffentlicht hatte. Zu dem Anlass hatte er gleich den kulturpolitischen Rat gegeben: »[...] daß wie schon etwas von Sächsischen Münzen bey dem Archiv vorhanden / also Dieselbe ein vollständiges Medaillen- Cabinet auß bloßen Sächsischen Medaillen und Müntzen von der größesten bist zur kleinesten bestehend / anzuschaffen / und dem Archiv, weil solches das Haupt-Archiv der gantzen Fürstl. Ernestinischen Linie ist / einzuverleiben gnädigst geruhen möchten / welches zu Dero stetigen Glorie von denen Nachkommen mit großem Nutz und Vergnügen gebraucht und vermehret werden könnte.«6 Offenbar folgte der Herzog diesem Rat unmittelbar, indem er die Sammlung Haugwitz erwarb. Mit dem in der Klassik Stiftung Weimar überlieferten, zweibändigen Inventar hat Tentzel in diesem Zusammenhang persönlich gearbeitet, seine Notiz findet sich zu einer Medaille auf August den Starken: »Ist nur in Zinn vorhanden. W. E. Tentzel« (Abb. 3).7 Leider fehlen diesem Inventar darüber hinaus – wie fast allen vorhandenen Sammlungsverzeichnissen – Titelei, Vorwort, Verfassername und Datierung. So ist Provenienzforschung zu Münzen in Weimar zwar durch den erhaltenen Aktenbestand sehr gut belegbar, allerdings mit dem Wermutstropfen, dass die fehlenden Daten der Inventare im Einzelnen rekonstruiert werden müssen. Im Fall des Inventars der Sammlung Haugwitz erschließt sich der Inhalt aus den in Rot notierten Folio- und Objektnummern, die neben die Münzbeschreibungen notiert wurden. Sie referieren offenbar auf einen ausführlicheren Katalog der Sammlung Haugwitz, zu dem sich das überlieferte Inventar als ›verkürzte‹ Zweitfassung verhält. Das beweist der Abgleich mit dem zeitlich etwas jüngeren Inventarium, dem Inventar des Münzkabinetts von 1768 bis 1773, das ebenfalls diese Folio- und Objektnummern als Konkordanz verwendet und deren Gebrauch im Vorwort ausdrücklich auf die Sammlung Haugwitz zurückführt.8 Außerdem ist das jüngste verzeichnete Stück in dem ›verkürzten‹ Inventar ein Taler aus dem Jahr 1700. Die Sammlung wurde also in diesem Jahr, das Tentzel als Verkaufsjahr nannte, geschlossen.9 Die 2 100 verzeichneten Objekte umfassten inhaltlich genau das, was Tentzel dem Herzog empfohlen hatte: sächsische Münzen und Medaillen, geordnet in den zwei Linien der Ernestiner und Albertiner, mit hochkarätigen und bis heute seltenen oder einzigartigen Stücken. Vermutlich war die Sammlung noch größer, denn Brakteaten sind nicht erfasst. Mit nach Weimar gelangten auch bereits die ersten gedruckten Abbildungen der Sammlung. Salomo Franck (1659–1725), der in Weimar als Bibliothekar unmittelbar Zugriff auf das Münzkabinett hatte, publizierte aus dem Kabinett eine Reihe an mittelalterlichen Münzen – Brakteaten und Groschen – als eigene Publikation anlässlich des Geburtstags von Herzog Wilhelm Ernst im Jahr 1723.10 Dass Kupfertafeln für Abbildungen mit der Sammlung nach Weimar gekommen waren, bemerkte auch der Numismatiker Christian Schlegel (1667– 1722), ebenfalls mit Tentzel bekannt und Teil eines mitteldeutschen numismatischen Netzwerks. Es war Schlegel, der für Haugwitz eine Publikation vorbereitet hatte, dann aber, wohl weil der Oberhofmarschall zur Persona non grata wurde, von dem Vorhaben wieder Abstand nahm. Ein Jahr nach Schlegels Tod benutzte Franck die schon geleistete Arbeit, um mit wenig Aufwand die nun im Weimarer Kabinett befindlichen Stücke zu veröffentlichen.11 Die in den Kupferstichen abgebildeten Brakteaten sind mindestens zum Teil noch vorhanden (vgl. Kat.-Nr. 1). Sie sind zwar nicht in dem erhaltenen Inventar der Sammlung Haugwitz aufgelistet, aber genannt in dem um 1770 als drittes Münzinventar aufgestellten Catalogus Numophylacii. Das Vorwort bemerkt dazu: 3 · Inventar Haugwitz 1700, Bd. Albertiner, fol. 46r
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