124 • 125 ➏ Frigyes Karinthy, Ich weiß nicht, aber meine Frau ist mir verdächtig · 1972 Bereits 1972 erhielt er für die außergewöhnliche Gestaltung des Romans von Frigyes Karinthy, Ich weiß nicht, aber meine Frau ist mir verdächtig ➏, der im Verlag Rütten & Loening erschienen ist,7 die Auszeichnung für das Schönste Buch des Jahres. Es sollten viele Auszeichnungen dieser Art folgen8 – 25-mal wurden von ihm gestaltete Bücher als Schönste Bücher der DDR ausgezeichnet, und zuletzt 2020 erhielt er den Sonderpreis Gesamtwerk des Deutschen Jugendliteraturpreises auf der Frankfurter Buchmesse. Der Preis ehrt einen Bilderbuchkünstler, heißt es in der Begründung, »dessen Bücher zwischen Eigensinn und politischer Geste einen erneuten Auftritt in allen Haushalten, Schulen und Kindergärten verdienen«.9 Ab den 1970er-Jahren etablierte sich Ticha zunehmend zu einem der gefragtesten Illustratoren der DDR. Er arbeitete für fast alle bedeutsamen Verlage, darunter den Aufbau Verlag, den Kinderbuchverlag, den Eulenspiegel Verlag und den Mitteldeutsche Verlag.10 Sein Fokus lag fortan auf Büchern mit großer Auflagenhöhe11 – also auf Erzählungen, Kinderbüchern, Gedichtbänden und vereinzelt auch Romanen. 1982 wurde er mit der Silbermedaille der Internationalen Buchkunstausstellung in Leipzig für seine Illustrationen zum Handbuch der Heiterkeit von Gerhard Branstner ausgezeichnet. Fünf Jahre später erschien dann Karel Čapeks Kultroman Der Krieg mit den Molchen12 ➐, der einen Höhepunkt in Tichas Schaffen markiert. Das Buch »ermöglicht eine unmittelbare Teilhabe des Lesers an der Illustrationslust Tichas«13 und wurde zu Recht zu einem der Schönsten Bücher der DDR gewählt. Julia Blume begründet den Erfolg damit,14 dass die bewusste Unterschiedlichkeit der Abbildungen in Stil, Technik und Farbigkeit die verschiedenen Textebenen im Buch hervorhebt. Beispielsweise erzeugen bewusst sichtbare Bildrasterpunkte den Eindruck von Zeitungspapier. In einem anderen Kontext sind sie Reminiszenzen an die Pop-Art und insbesondere Roy Lichtenstein. Selbst unter den Büchern Tichas sticht die Gestaltung des Buches Krieg mit den Molchen hervor. 1989 folgte das Ehrendiplom der Internationalen Buchkunstausstellung für die Kinderbücher Eene meene Muh … und Hampelmann sucht Hampelfrau. Ein besonders interessantes Kapitel seiner Karriere tat sich bei der Auseinandersetzung mit den drucktechnischen Möglichkeiten auf. Inspiriert von seiner Kollegin Ruth Knorr,15 einer bedeutenden Illustratorin der 1970er-Jahre, suchte er nach Wegen, um die Reproduktionsqualität seiner Bilder zu optimieren. Das führte ihn letztlich zum Offsetdruck, einer Flachdrucktechnik, die die direkte Zeichnung auf Filme oder Glasplatten ermöglichte, wodurch seine Illustrationen auch in der Massenproduktion eine Unikatanmutung bewahrten. Sein Wirken im Bereich der Buchillustration war allerdings nicht nur auf den Osten beschränkt, denn auch schon vor 1990 wurden in der BRD von ihm gestaltete Bücher insbesondere über die Büchergilde Gutenberg (Frankfurt am Main) publiziert.16 Mit der Wende ergaben sich neue Herausforderungen und Chancen.
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