10 • 11 ADINA CHRISTINE RÖSCH Unter den Künstlern des 20. und 21. Jahrhunderts sticht Hans Ticha1 als Künstler mit einer einzigartigen Bildsprache heraus, der er sich schon seit vielen Jahrzehnten konsequent bedient und die er innerhalb seines Kosmos unermüdlich weiterentwickelt. Sein Werk verbindet geometrische Strenge mit spielerischer Leichtigkeit, kräftige Farben mit hintergründigem Witz. Er ist ein Maler, Grafiker, Illustrator und Objektkünstler, der sich in die großen Kunstströmungen der Moderne einreiht, aber dennoch stets Individualist geblieben ist. In der Frankfurter Rundschau formulierte Ingeborg Ruthe das als »nicht ins Raster passen«2: »Es ist die seltsame, nicht ganz greifbare Ticha-Ikonografie, destilliert zu einem eigenwilligen Bildkosmos aus dem russischen KonstruktiDas ist Ticha! vismus eines Malewitsch und dessen LubokFiguren, aus dem optimistischen Konstruktivismus des Franzosen Léger, aus den Bauhausfigurationen Oskar Schlemmers und der amerikanischen Pop-Art, etwa Roy Lichtensteins.«3 Damit benennt sie gleichsam Tichas Vorbilder. Eindeutig fest steht tatsächlich, dass in der Regel ein Blick auf eines seiner Werke genügt, damit klar ist: Das ist Ticha! Die Zäsuren der deutschen Geschichte – von Krieg und Vertreibung über den Alltag in der DDR und der Wende bis hin zum Neubeginn im wiedervereinten Deutschland – haben Spuren in seinem Werk hinterlassen. Letzteres mehr als ersteres. Ticha illustriert, kommentiert und persifliert teilweise das Zeitgeschehen, was seine Werke heute aktueller denn je erscheinen lässt.
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