Leseprobe

Anfänge Hans Ticha wurde 1940 in Bodenbach an der Elbe (heute Podmokly, Tschechien) geboren, einer Stadt nahe der deutsch-tschechischen Grenze. Seine frühen Jahre waren von Krieg und Vertreibung geprägt. Sein Vater kehrte aus dem Krieg nicht zurück, und seine Mutter musste in der Nachkriegszeit Zwangsarbeit leisten. Noch ein Jahr nach Kriegsende durfte die Familie die Tschechoslowakei nicht verlassen – eine Zeit voller Unsicherheit. Ticha wurde 1946 zusammen mit seiner Mutter und Schwester, wie viele andere Deutsche, zwangsausgesiedelt. Mehr als eine halbe Stunde, um das Nötigste zu packen, wurde nicht zugestanden, dann wurden sie in einen Transportzug gesetzt. Ziel war Schkeuditz, eine Kleinstadt in Sachsen zwischen Leipzig und Halle. Das Ankommen war nicht einfach, denn auf der einen Seite gab es die neuen Nachbarn, die den Vertriebenen oft mit Argwohn begegneten, auf der anderen Seite war es ein Gefühl von Heimatlosigkeit, das das Eingewöhnen nicht einfacher machte. Diese Zeit hatte aber letztlich auch ihr Gutes: Sie formte den starken Charakter Tichas. Am Ende seiner Schulzeit entschied er sich 1958 zunächst für ein solides Pädagogikstudium in Leipzig und arbeitete anschließend von 1962 bis 1964 als Lehrer in Lindenthal bei Leipzig. Doch dieser Beruf erfüllte ihn nicht – er spürte, dass seine wahre Leidenschaft der Kunst gilt. Die Aufnahme eines Kunststudiums barg allerdings einige Hürden, denn in der DDR bedeutete eine künstlerische Ausbildung nicht nur eine Atelier, Berlin-Prenzlauer Berg · 1982 und 1978 Objektaufbau, Helene-Weigel-Bibliothek Berlin-Marzahn · 1984

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