63 Abb. 2 Unbekannter Bildhauer: Kopie des myronischen Diskuswerfers, sog. Diskobol Lancellotti; parischer Marmor, 2. Jh. n. Chr.; Rom, Palazzo Massimo alle Terme (hier im Dresdner Teilabguss: Inv. ASN 3093) Abb. 3 Unbekannter Bildhauer: Kopf einer Kopie des myronischen Diskuswerfers; Marmor, 1. Jh. n. Chr. Berlin, Antikensammlung (hier im Dresdner Abguss: Inv. ASN 2042) Abb. 1 Unbekannter Bildhauer: Kopie des myronischen Diskuswerfers, sog. Diskobol Lancellotti; parischer Marmor, 2. Jh. n. Chr.; Rom, Palazzo Massimo alle Terme, Inv. 126371 10 Statue eines unbekannten Athleten (Diskobol) Eine besonders berühmte Skulptur Myrons, sein Diskuswerfer, wird in dem bereits genannten Dialog Lukians (2. Jh. n. Chr.) sowie in lateinischen Texten erwähnt und lässt sich auf der Grundlage etlicher antiker Kopien in fast allen Einzelheiten rekonstruieren (Abb. 1).152 Aus der Größe der fünf erhaltenen Kopfrepliken geht hervor, dass die von Myron geschaffene lebensgroße Bronzestatue in aufrechter Haltung eine Höhe von etwa 1,80 m erreicht hätte.153 Dargestellt war ein erwachsener Athlet, der – wohl bei einem der vier panhellenischen Agone – im Fünfkampf (Pentathlon) gesiegt hat; der als Einzeldisziplin nicht ausgetragene Diskuswurf war zusammen mit Speerwurf, Weitsprung (aus dem Stand), Stadion-Lauf (Kurzstrecke) und Ringkampf Teil des Fünfkampfes. Dass das Original als Statue eines siegreichen Athleten – in der Zeit um 450 v. Chr. – in Griechenland aufgestellt worden ist, kann als gesichert angesehen werden. Olympia dürfte allerdings als Aufstellungsort ausscheiden, da Pausanias die Skulptur bei seiner Besichtigung der zahllosen olympischen Siegerstatuen (Buch 6 der Perihegese), in deren Rahmen er auf gleich mehrere myronische Athleten zu sprechen kommt,154 schwerlich übersehen hat. Ob ihm die Statue gar nicht bekannt war? Auch manch andere bedeutende Bronzestatue hochklassischer Zeit, zum Beispiel der von Polyklet in den 40er-Jahren des 5. Jhs. v. Chr. geschaffene Speerträger (griech. Doryphoros), zu Pausanias’ Zeit in sehr vielen Städten des römischen Reiches durch eine Kopie oder durch eine Teilkopie in Form einer Büste vertreten, wird von dem Reisenden mit keinem Wort erwähnt. Welchen Athleten die Statue zeigte, lässt sich nicht mehr ermitteln. Ausschlaggebend dafür ist der Umstand, dass die im Späthellenismus und in der römischen Kaiserzeit tätigen
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