67 Abb. 9 Unbekannter Bildhauer: Kopie des myronischen Diskuswerfers, Detail; Marmor, 2. Jh. n. Chr.; Rom, Palazzo Massimo alle Terme (hier im Abguss der Universität La Sapienza) Abb. 7 Unbekannter Bildhauer: Kopie des myronischen Diskuswerfers; Marmor, 2. Jh. n. Chr. Rom, Palazzo Massimo alle Terme, Inv. 56039 Abb. 8 Unbekannter Bildhauer: Kopie des myronischen Diskuswerfers, Detail; Marmor, 2. Jh. n. Chr.; Vatikanische Museen (hier im Dresdner Abguss: Inv. ASN 2862) Pubes der Replik aus Castelporziano ist dagegen durch eine gleichförmige Gestaltung der obersten Lockenreihe vereinfacht (Abb. 9), und bei der Replik aus der Sammlung Lancellotti (Abb. S. 13) hat der großkristalline parische Marmor eine nuancierte Ausarbeitung der Lockengruppen nicht wirklich zugelassen. Der von Myron geschaffene Diskuswerfer ist derartig ausgeklügelt komponiert wie keine zweite antike Athletenstatue.161 Myron hat mehrere Zeitebenen zu einer zusammengeführt, was vor allem daran abzulesen ist, dass der Penis zu einer Seite hin bewegt ist, während die Figur insgesamt, wenn auch nur für einen ganz kurzen Moment, an einem Punkt hochkonzentrierter Ruhe angelangt ist. Soweit die literarische und materielle Überlieferung zu erkennen gibt, hat Myron auch bei der Kreation anderer Siegerstatuen versucht, zu eigenwilligen Lösungen zu gelangen. Ein häufig kopierter Athlet, den Amelung rekonstruiert und Myron zugeschrieben hat (Kat. 11), zeichnet sich dadurch aus, dass er eine durchaus nebensächliche Aktion vollführt, indem er sich einen Kopfschutz anlegt. In eine ganz andere Richtung zielte die Komposition der Statue, die den siegreichen Läufer Ladas zeigte. In diesem Fall ging es Myron offenbar darum, ein Höchstmaß an Schnelligkeit zum Ausdruck zu bringen. Der einzigen Quelle zu diesem Werk zufolge, einem in der Anthologia Graeca überlieferten Gedicht, könnte dieses Ziel dadurch erreicht worden sein, dass die Bronzeskulptur nur mit Ballen und Zehen eines Fußes in der Oberseite der Statuenbasis verankert war.162 Es lässt sich denken, dass solch ein Werk – zumindest in Marmor – nicht hat kopiert werden können und daher auch keinen Niederschlag in der materiellen Überlieferung der Kopistenzeit gefunden hat.
RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1