123 Mondklarer Abend am Leuchtfeuer von Skagen, 1904 bez. u. r.: a. a. 1904 / Öl auf Holz / 23 × 28 cm Museum Kunst der Westküste Abb. S. 37 Die Künstlerin weicht mit Mondklarer Abend am Leuchtfeuer von Skagen von ihren sonst bevorzugten Genrethemen ab. Mit reduzierter Formensprache und klarer Farbpalette hat sie einen Ausblick auf Skagen Grå Fyr, den grauen Leuchtturm, und dessen Nebengebäude bei Vollmond festgehalten. Himmel und Landschaft grenzen in deutlich differenzierten Farbfeldern aneinander. Das Grün einer Wiese im Vordergrund trifft auf warmes Gelb von gemähtem Heu und geht dann zu den roten Ziegeldächern der Häuser über, bevor es mit dem leuchtenden Blau des hellen Nachthimmels kontrastiert. Zentral darüber thront der große Mond, der nächtlichen Szene eine fast unnatürliche Leuchtkraft gebend. Mit geradlinigen horizontalen und vertikalen Pinselstrichen betont Ancher die Aufteilung in Farbfelder. Sie gibt ihrem Werk damit eine geometrische Strenge und zeigt einmal mehr, dass sie in ihrer Modernität und Farbverwendung ihren Skagener Malerkollegen voraus war. Interieur mit lesender Frau, 1912 bez.: A. Ancher 1912 / Öl auf Malkarton / 23 × 40 cm Sammlung Familie Fielmann Abb. S. 84 Wie auch das Werk Blick über den Kattegat von Michael Ancher, war diese bezaubernde Studie ehemals im Besitz der königlichen Familie und beheimatet in deren Skagener Sommersitz Klitgaarden. Anna Ancher hat vielfach ihre, ihr sehr nahestehende Mutter porträtiert – hier nun in einem enggeführten Bildausschnitt in der von vollem Sonnenlicht erfassten blauen Stube. Die mittlerweile 86-jährige Ane Brøndum vertieft sich in die Lektüre eines auf ihrem Schoss liegenden Buchs; es ist vermutlich die Bibel, die sie gerne zur Hand nahm. Intensiv dringt das Sonnenlicht durch das rückwärtige Sprossenfenster ein und entfacht ein Licht- und Farbfeuer. Mit weichem pastosem Duktus hat Ancher die Lichtflecken auf der Fenstergewandung, auf dem weißen Tuch des kleinen Tischchens und auf der Haube und Kleidung der alten Dame gesetzt. Es entwickelt sich ein spannungsreiches Kolorit durch sich gewissermaßen beißende Farben wie das helle Violett des Kleids und des Usambaraveilchens und dem Rot der Geranien, die auf dem Fensterbrett stehen. Anna Ancher verstand es, Farben mit großer Kühnheit und Virtuosität einzusetzen. Blick auf den Markvej, undatiert bez. u. r.: A. Ancher / Öl auf Leinwand / 31× 22 cm Sammlung Familie Fielmann Abb. S. 85 Auch das äußere Umfeld des Wohnhauses der Familie Ancher geriet immer wieder in ihren Blick. In dem hochrechteckigen Format lässt das dunkelgrüne Laubwerk mit leuchtenden weißen und roten Blüten den Außenraum, der in vollem Sonnenlicht liegt, noch leuchtender erstrahlen. In hellen Pastelltönen sind das weiße Gartentor und die den Markvej säumenden Gebäude ausgeführt worden. Das Werk ist ein ausgezeichnetes Beispiel für das Vermögen Anna Anchers, Licht und Farbe Autonomie zuzusprechen.
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