125 Heide bei Skagen, undatiert bez. u. r.: m a / Öl auf Leinwand / 28 × 39,5 cm Museum Kunst der Westküste Abb. S. 48 Skagen steht nicht nur für das Aufeinandertreffen von Nord- und Ostsee, nicht nur für kilometerlange Strände und eine spektakuläre Dünenlandschaft, sondern auch für ausgedehnte Heideflächen. In seinen Ölstudien verleiht Michael Ancher der Heide, einem scheinbar weniger eindrucksvollen Naturraum, Bildwürde. Die kleinformatigen Landschaftsstudien fangen die direkten Natureindrücke vor Ort ein. Das reduzierte erdige Kolorit ermöglicht eine Inszenierung der summarisch erfassten braun-violetten Heideflächen, die sich unter einem warm getönten, orangegelb gefärbten Himmel zur Zeit der Dämmerung erstrecken. Wie in anderen Landschaftsstudien des Malers erscheint auch diese Darstellung als eigenständiges Bildsujet ohne weitere Staffagen. So kann der Blick ungehindert über die Weite der Landschaft bis zu den sanft angedeuteten Dünen am Horizont schweifen. Es offenbart sich Anchers Sehnsucht nach einer Naturverbundenheit fernab der entbehrungsreichen Lebensrealität der Skagener Bevölkerung. Sonnenuntergang auf Skagen, undatiert bez. u. r.: m. a. / Öl auf Holz / 19 × 28 cm Museum Kunst der Westküste Abb. S. 70 Neben den großformatigen Figurenkompositionen von Michael Ancher entstehen um 1900 ebenso zahlreiche kleinformatige Stimmungsbilder, welche den Besonderheiten der Skagener Landschaft gewidmet sind. Die atmosphärisch aufgeladenen Studien, die plein air, also der französischen Tendenz folgend, unter freiem Himmel angefertigt werden, zeugen von einer intensiven Auseinandersetzung und tiefen Verbundenheit des Künstlers mit seinem außergewöhnlichen Lebensort. Anchers Sonnenuntergang auf Skagen steht farblich noch in der Tradition seiner früheren Arbeiten, in denen er sich, den Einflüssen der Schule von Barbizon folgend, auf eine erdig-warme Tonalität konzentriert. Die Heidelandschaft und die Silhouette Skagens am Horizont sind als braune Farbbahn in unteren Bildviertel erfasst. Der Himmel, der von einem schmalen dunklen Wolkenband durchzogen wird, flammt gleichsam durch die untergehende Sonne, die sich hinter den Wolken verbirgt, in warmem, abendlichem Licht auf. Interieur mit junger Frau, undatiert bez. u.r.: ma / Öl auf Malpappe / 32 × 24 cm Sammlung Familie Fielmann Abb. S. 69 Stimmungsmomente zu erfassen, beschränkt sich nicht allein auf die Landschaftsmalerei. Wie intensiv auch das sommerliche Licht einen Innenraum zum Leuchten bringen kann, vermittelt Anchers Interieur, das vermutlich im Wohnhaus der Familie in Skagen entstanden ist. Neben einem Empiresofa hat eine junge Frau in weißem Kleid auf einem Stuhl Platz genommen und stützt ihren rechten Arm auf der Sofakonsole ab, um gedankenvoll nach draußen zu blicken. Das Sprossenfenster selbst liegt außerhalb des Bildraums. Die weiß-pastell schimmernden Farbflächen auf der rückwärtigen Wand machen das einfallende Licht sichtbar. Anna Ancher hat das Motiv der Sonnenreflexion im Raum in ihren Werken noch stärker in den Fokus gerückt und sie zu einem autonomen Bildmotiv werden lassen. Michael Ancher entwickelte hingegen eine ausbalancierte Komposition mit gleichwertigen hellen und dunkleren Bildanteilen.
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