158 Fischer am Wasser, 1881 unbez. / Öl auf Karton / 18 × 25 cm Museum Kunst der Westküste Abb. S.100 Ein Jahr nach seinem Entschluss, sein Ingenieurstudium aufzugeben und Maler zu werden, entstand diese kleine Arbeit, die zu Munchs frühesten Ölgemälden zählt. Er beobachtete einen Fischer in Profilansicht, der am Ufer eines Fjords angelt und seinen Blick auf das Wasser richtet. An die mit Steinen besetzte Landzunge im Vordergrund schließt sich in der linken Bildhälfte eine Gruppe junger Fichten und Birken in hellgrünem Laub an. Im Hintergrund zieht sich ein dichter Wald entlang des Ufers. Hervorgerufen durch die Spiegelung der dunklen Bäume auf der glatten Gewässeroberfläche nimmt der Betrachter erst im zweiten Moment ein kleines Holzboot mit zwei Personen wahr. Das Gemälde, das charakteristisch für Munchs frühe naturalistische Phase ist, besticht durch einen frischen Farbklang und ein ausgewogenes Kolorit. Munchs Schwester Inger vermutet, dass ihr Bruder das Werk in der Nähe von Sandvika (heute ein Stadtteil von Oslo) am Oslofjord geschaffen habe. einer Woche geschlossen. Der dadurch ausgelöste Skandal, den Munch strategisch für sich zu nutzen verstand, begründete seinen künstlerischen Durchbruch in Deutschland. 1893 schloss er sich dem Berliner Bohèmekreis »Zum Schwarzen Ferkel« an, dem August Strindberg, Julius Meier-Graefe, Stanislaw Przybyszewski und andere angehörten. Im selben Jahr entstand die erste Fassung seines wohl berühmtesten Gemäldes Der Schrei. 1895, 1896 und 1897 kam er auf weiteren Paris-Reisen mit der Kunst von Henri de Toulouse-Lautrec, Pierre Bonnard und Paul Vuillard in Berührung. Im Sommer 1897 erwarb er ein einfaches Fischerhaus in Åsgårdstrand mit Blick auf den Oslofjord – dort lernte er 1898 seine Geliebte Tulla Larsen kennen. Ihre Beziehung endete 1902 tragisch; er verlor nach einem selbst ausgelösten Schuss ein Fingerglied seiner linken Hand. Seine Beziehungen zu Frauen waren stets höchst kompliziert – keine verlief glücklich. Nach Åsgårdstrand kehrte er über 20 Jahre lang fast jeden Sommer zurück. 1899 entstand seine erste Fassung von Mädchen auf der Brücke. Viele wichtige Ausstellungsorte (unter anderem Paris, Wien, Berlin, Venedig) zeigten seine Werke. 1908 begab er sich nach einem Nervenzusammenbruch und exzessivem Alkoholkonsum in die Kopenhagener Nervenklinik von Dr. Daniel Jacobsen; der sechsmonatige Aufenthalt führte zu lebenslanger Abstinenz und zu intensiver kreativer Arbeit. Von 1913 bis 1916 besaß er das Gut Grimsrød auf Jeløya/ Oslofjord. Die letzten Jahrzehnte seines Lebens bewohnte er das Anwesen Ekely in Aker bei Oslo. Munch, heute einer der berühmtesten norwegischen Künstler, vermochte es, sich von allen stilistischen Vorgaben seiner Zeit – vom Realismus, Naturalismus, Impressionismus und Symbolismus – zu befreien. Er fand zu einer eigenständigen zukunftsweisenden Bildsprache, die es ihm ermöglichte, Form und Inhalt seiner psychologisch oft stark konnotierten Kompositionen zu verbinden. Lit.: Flaatten, Hans-Martin Frydenberg: Edvard Munch: Edvard Munch’s Landscape of the Soul: the Scenes, Sounds and Moods of a small Seaside Town, Vestfold 2020; Kat. Edvard Munch in the National Museum. A comprehensive Overview, ed. by Vibeke Waallann Hansen/Wenche Volle u. a., Oslo 2020. MUNCH
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