159 Landschaft mit Frau und Kind, 1881 unbez. / Öl auf Karton / 21,5 × 30,8 cm Sammlung Familie Fielmann Abb. S. 80 Das Umland von Christiania erkundete der junge, damals 18-jährige Munch für seine Freilichtstudien. In der auf Malpappe ausgeführten Landschaftsstudie kommt eine junge Frau in einfacher Kleidung zusammen mit ihrem kleinen Kind einen schmalen Pfad entlang, der in einer Diagonale vom Vordergrund zu einer kleinen Holzhütte im rechten Mittelgrund führt. Die Hütte dient wohl als Wohnraum, denn aus dem Schornstein entsteigt Rauch, aber auch als Stall für zwei Ziegen und ein Pferd. Die Tiere grasen auf der Wiese neben dem Weg. In der Ferne erstreckt sich eine liebliche Landschaft mit einem See und waldreichen Höhenzügen. Der hellblaue, sommerliche Himmel nimmt nahezu die Hälfte der Bildfläche ein. Der pastose Duktus spricht für einen schnellen Werkprozess. Landschaft in Vestre Aker, 1882 unbez. / Öl auf Karton auf Kartonplatte aufgezogen / 29,5 × 25,5 cm Sammlung Familie Fielmann Abb. S. 81 In Vestre Aker, heute ein im Nordwesten liegender Stadtteil von Oslo, verleiht Munch einem an sich völlig unspektakulären Motiv Bildwürde. Sein Blick richtet sich auf eine junge Birke mit frischem grünem Laub. Der Baum behauptet die Bildmittelachse und wird von weiteren jungen Birken flankiert. Der Blick auf diese ist jedoch durch Zäune partiell verstellt. Die Struktur und der natürliche Ton der Malpappe nutzt Munch als den Farbpartien gleichwertiges Gestaltungsmittel und verleiht so dem sandigen Weg im Vordergrund adäquaten Ausdruck. Sommertag auf dem Anleger, 1888 bez. u. l.: Edv. Munch 88 / Öl auf Leinwand / 45,8 × 31,2 cm Museum Kunst der Westküste Abb. S.101 Das hochformartige Gemälde mit einem Blick auf den Tønsberg Fjord schuf der damals 24- oder 25-jährige Künstler wohl im Jahr 1887 oder 1888. Munchs vier Jahre jüngere Schwester Laura Cathrine steht auf einem Bootsanleger, der aus dem rechten vorderen Bildbereich diagonal in den Bildraum ragt. In einiger Entfernung zum Ufer, in einem kleinen Holzboot, rudert seine Schwester Inger Marie. Die jungen Frauen tragen blaue Sommerkleider und gelbe Hüte. Letztere hatte Inger 1887 in Tirol erworben. Im Sommer desselben Jahres besuchte Munchs Familie die Insel Veierland sowie den Ort Tønsberg. Im Kolorit des Bildes mit seiner blau-grau und rosa dominierten Farbpalette und im experimentellen Duktus deuten sich impressionistische Tendenzen an, mit denen Munch 1885, während seines dreiwöchigen Parisaufenthalts, in Berührung gekommen war. Zudem zeichnet sich das Gemälde durch eine für Munchs Arbeiten charakteristische, psychologische Spannung aus, die für den Impressionismus eher untypisch ist. Laura, deren Gesichtszüge malerisch nicht ausgeführt, sondern lediglich durch wenige Pinselstriche angedeutet sind, nimmt keine Notiz von ihrer Schwester. Stattdessen schaut sie mit geneigtem Kopf von dem Bootanleger aus nach unten in das Wasser. Inger Marie ihrerseits blickt in Richtung des gegenüberliegenden Ufers, wo der Ort Tønsberg mit dem aufragenden Turm der Domkirche sichtbar wird. Die beiden jungen Damen sind in ihre eigene Gefühlswelt befangen. Melancholie und soziale Isolation als Bildthemen beschäftigten Munch zeitlebens. Hier kündigt sich eine erste intensive Auseinandersetzung mit dieser Thematik an.
RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1