Leseprobe

34 Mit dem Tod Friedrichs des Weisen änderte sich die Situation erneut. Eine in der Literatur verbreitete Auffassung lautet: »Mit dem Regierungsantritt Kurfürst Johanns des Beständigen 1525 und unter seinem Sohn und Nachfolger Johann Friedrich dem Großmütigen wurde Torgau zur wichtigsten Residenz und zur Hauptstadt des Kurfürstentums Sachsen.«32 Für eine Blüte Torgaus im zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts sprechen ein starkes Bevölkerungswachstum und eine rege Bautätigkeit. Nach der Torgauer Hochzeit des Kurprinzen Johann Friedrich mit Sibylla von Jülich-Kleve im Jahr 152733 wählte das Paar Torgau als Hauptaufenthalt. Für Torgau als Hauptresidenz spricht aber vor allem die stets wachsende und hier konzentrierte Verwaltung. Hatte die Hofrats- und Kanzleiordnung von 1499 noch vier Räte vorgesehen, wuchs ihre Zahl auf sechs bis acht im Jahr 1539 und auf elf im Jahr 1546.34 Diese annähernde Verdreifachung gegenüber der Zeit Friedrichs des Weisen verweist auf die zunehmende Bürokratisierung, die in den 1520er-Jahren bereits kräftig einsetzte und bis zum Schmalkaldischen Krieg mit Torgau eng verknüpft war. Wie häufig und wie lange die Kurfürsten Johann35 und Johann Friedrich persönlich in Torgau anwesend waren, lässt sich auf einer quantifizier1 Portal am Großen Wendelstein, Detail mit der PorträtBüste Friedrichs des Weisen (Kopie [20. Jh.] nach Adriano Fiorentino [1498]) Portal on the Great Staircase, detail with the portrait bust of Frederick the Wise (copy) after Adriano Fiorentino, 1498

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