66 sich in der Richtung befand, wo man den Standort des Altars hätte erwarten können, und noch dazu höher lag als der Altar. Auch Moritz, Johann Friedrichs Nachfolger als Kurfürst, saß im ersten Geschoss am Ostende der Kirche, was bestätigt, dass dieser scheinbar ungewöhnliche Ort beabsichtigt war. Die Kurfürstin dagegen saß im zweiten Geschoss des östlichen Endes der Empore. Gestühle für Fürsten und Fürstinnen befanden sich ursprünglich auf der Nord- beziehungsweise Südseite der Kapelle, während der Kämmerer gegenüber der Kanzel im ersten Geschoss saß.8 Die Tatsache, dass Emporen, offener Raum und teilweise auch Gewölbe, die mit Torgau vergleichbar sind, in vielen ab den 1550er-Jahren für lutherische Fürsten erbauten Hofkapellen übernommen wurden, wird als Ergebnis ihres Einflusses gesehen.9 Dazu gehören beispielsweise die Kapellen in Augustusburg in Sachsen (S. 88, Abb. 11), in Schwerin in Mecklenburg (S. 89, Abb. 12), im Schloss Wilhelmsburg in Schmalkalden, Hessen (heute Thüringen) (Abb. 1), und im Schloss in Stettin/Szczecin, Pommern, heute Polen (Abb. 2). Die Gestaltung der Torgauer Kapelle diente außerdem als Vorbild für die Schlosskirche eines Monarchen: Sie lieferte dem König von Dänemark, Christian IV., einen Prototyp für die Kapelle in seinem Schloss Frederiksborg (S. 90, Abb. 13) und von dort aus für neue Kirchen, die im damaligen dänischen Schonen, heute Schweden, zum Beispiel Kristianstad, erbaut wurden. 1 Schlosskapelle Wilhelmsburg in Schmalkalden Chapel in Wilhelmsburg Castle in Schmalkalden
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