254 Herr Dr. Weschenfelder: Wir haben jetzt den zweiten Tag hochinteressante, sehr dicht gepackte Vorträge gehört. Es ist nicht ganz einfach, in nur einer Stunde das alles noch einmal zu rekapitulieren. Aber es soll der Versuch unternommen werden, damit auch nichts verloren geht, um wesentliche Aspekte in Erinnerung zu rufen, und zwar mit Blick auf den Welterbeantrag. Es geht also zunächst einmal darum, den Ort, das Gut, das Kulturgut zu definieren, die Bedeutungsebenen der Schlosskapelle Torgau noch einmal zu rekapitulieren, gegebenenfalls auch zu erweitern dem gegenüber, was bereits herausgearbeitet wurde, und die Materialisierung dieser Bedeutungsebenen im Gut zu konstatieren. Das immaterielle Erbe wird nicht unter den Tisch fallen, aber entscheidend ist zunächst einmal die materielle Situation. Beginnen wir mit der Frage, was das Gut genau ist, welche Grenzen es hat, welche Kriterien vorgeschlagen werden sollen. Was sind die Bedeutungsebenen, die Attribute? Danach kommen wir auf die Fragen der Authentizität und der Integrität und werfen schließlich auch einen Blick auf mögliche Objekte von Vergleichsanalysen auf nationaler und internationaler Ebene, denn es darf ja kein zweites Gut geben, das dem Vorgeschlagenen gleich oder ähnlich ist, also muss es eine deutliche Abgrenzung geben. Und man muss darüber hinaus schauen: Wo gibt es Objekte, Güter, die vergleichbar sind und die zur Stärkung der Position dieses Antrags hervorgehoben werden? Frau Hansell: Ich möchte allgemein nochmal auf das Verfahren verweisen. Im Vorprüfverfahren müssen wir keine Karten mit Grenzen einreichen. Was ich in den zwei Tagen der Diskussion aber mitgenommen habe, ist, dass es neben der Schlosskapelle weitere Merkmale gibt. Wir müssen im Antrag zur Vorabeinschätzung die Welterbeattribute, wie auch andere heritage features kartieren. Ich nenne sie jetzt einmal »Denkmalwerte«. Wir müssen keine Pufferzone definieren, sondern sollten eine flexible und zugleich robuste Nominierungsstrategie einreichen und gleichzeitig zeigen, in welchem Umfeld sich das Gut befindet. Es macht natürlich trotzdem Sinn, mit einer vernünftigen Kartierung aufzuzeigen, was der Schwerpunkt sein könnte mit Blick auf die Bedeutung der Schlosskapelle und was andere Werte (heritage features) sein könnten, die mit einfließen könnten. Wir müssen jetzt keine Grenzen festziehen, bevor man sich eigentlich entschieden hat, wie die Begründung aussehen soll. Herr Prof. Schilling: Ich glaube, die strategische Diskussion oder die Rahmenbedingungen sind die Voraussetzung, das Ziel zu erreichen, dem die Tagung dient. Wir haben hier eine doppelte Diskussion geführt. Einmal eine fachliche, die mich außerordentlich bereichert und auch etliches Neues zutage gefördert hat, und eine strategische. Ich würde diese Runde so verstehen, dass zuallererst alle Argumente für das Strategische eine Rolle spielen. Die Prüffrage lautet: Gibt es irgendetwas, was dem fachlich entgegensteht? Wenn das der Fall ist, scheidet das Argument aus. Wenn die fachlichen Gegebenheiten, die das Antragsformular stellt, erfüllt werden können, müssen wir Argumente liefern, die passgerecht für das Verfahren fungieren. Und auf Ihre erste Frage würde ich sagen – nach dem Vortrag von Herrn Bürger gestern –, die Bedeu- Abschlussdiskussion mit Dr. Klaus Weschenfelder (Moderation), Prof. Stefan Bürger, Dr. Stefan Rhein, Prof. Armin Kohnle, Prof. Thomas DaCosta Kaufmann, Friedricke Hansell, Prof. Johannes Schilling, Prof. Jan Harasimowicz (v. l. n. r.) Final discussion with Dr Klaus Weschenfelder (moderator), Prof. Stefan Bürger, Dr Stefan Rhein, Prof. Armin Kohnle, Prof. Thomas DaCosta Kaufmann, Friedricke Hansell, Prof. Johannes Schilling, Prof. Jan Harasimowicz (from left to right)
RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1