Leseprobe

27 Steinkohlenbergbau-Aktienvereine Im 19. Jahrhundert konkurrierten die großen Bergbauunternehmen, die Königlichen Steinkohlenwerke Zauckerode (1806) und die Freiherrlich von Burgker Steinkohlenwerke (1819), um zeitgemäße Technik und gut ausgebildete Bergbaufachkräfte. In die zumeist am Lagerstättenrand gelegenen, noch unbebauten Grubenfelder drängten jedoch zunehmend auch, im Erzbergbau erst ab 1868 berggesetzlich zugelassene, aktiengebundene Kapitalgesellschaften. Als früheste aktienfinanzierte Steinkohlenwerke gelten dabei die 1836 ins Leben gerufenen Gesellschaften in (Dresden-)Gittersee und (Freital-)Potschappel. Dabei profitierten sowohl Kapitaldeckung als auch Glaubwürdigkeit dieser frühen Aktiengesellschaften von Vorstandsmitarbeit oder Teilhaberschaft prominenter sächsischer Industrieller und Bergbaukundiger wie Gottfried Reichard (1786–1844), Gustav Harkort (1796–1865), August Breithaupt (1791–1873) oder Johann Carl Freiesleben (1774–1846). Nachfolgend etablierten sich weitere, mehrheitlich rechts der Weißeritz angesiedelte Aktienvereine zum Steinkohlenabbau, deren Bestand wegen geringer Grubenfeldgröße und Kapitalausstattung häufig nur von kurzer Dauer war. Zu den leistungsfähigsten Aktienvereinen zählte der 1846 gegründete und bis 1906 fördernde Steinkohlenbauverein in (Bannewitz-)Hänichen. Der unternehmerseitig seit 1833 geforderte infrastrukturelle Anschluss des Weißeritztals und seiner auf den Höhen gelegenen Gruben erfolgte ab 1855 durch die normalspurige Albertbahn und deren Zweigbahnen. Ausgangs des 19. Jahrhunderts kehrte sich der transporttechnisch-ökonomische Vorteil dieser Eisenbahnanbindung ins Negative, indem die industriellen Abnehmer des Weißeritztals und der Residenzstadt Dresden ihren Kohlebedarf nun kostengünstiger aus den profitablen Zwickauer oder schlesischen Revieren erhielten. Zudem drängten die aufstrebenden, lokalindustriellen Unternehmen in den Vorgängergemeinden der späteren Stadt Freital die wirtschaftliche Bedeutung des Kohlebergbaus zunehmend in den Hintergrund. JP Abb. 17 Berginvalid einer Kohlengrube Schnitzerei farbig gefasst, von Max Hammer (Lebensdaten unbekannt), um 1960, III/66/46/H Abb. 18 Altardecke der Potschappler Knappschaft für die Döhlener Kirche · Filz und Leinen 14. März 1806, IV/78/2/D ◄

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