Die regionalhistorischen Ausstellungen Städtische Sammlungen Freital auf Schloss Burgk
Die regionalhistorischen Ausstellungen Städtische Sammlungen Freital auf Schloss Burgk Sandstein Verlag
Inhalt 6 Vorwort Kristin Gäbler 8 Die Städtischen Sammlungen Freital 20 Rittergut Burgk 34 Frühe Besiedlung der Region 44 Der Weg zur Stadt 54 Tal der Arbeit 62 Industrie- und Bergarbeiterstadt 72 Impressum
7 Direkt vor den Toren Dresdens, ein wenig oberhalb des ehemals legendären Plauenschen Grundes, befindet sich, eingebettet in einen idyllischen Schlosspark, das einstige Rittergut Schloss Burgk. In bester Lage beherbergt es mit den Städtischen Sammlungen Freital ein museales Kleinod. Mit den Sammlungen der Kunst- und Industriegeschichte, den Präsentationen zu Geologie und der 500-jährigen Entwicklung des Steinkohlenbergbaus im Döhlener Becken sowie einem Besucherbergwerk und einem Technikgarten gehört der Museumskomplex zu den größeren nichtstaatlichen Museen Sachsens. Im Jahr 1924 wurde das damalige »Städtische Heimatmuseum Freital« eröffnet und feierte 2024 seinen 100. Geburtstag. In diesen 100 Jahren wechselte das Museum zweimal seinen Standort, bis es ab 1946 im ehemaligen Rittergut Burgk optimale Bedingungen fand. Die Städtischen Sammlungen Freital sind heute Besuchermagnet und Kompetenzpartner für Wissenschaft und Forschung. Ihre Bedeutung und Strahlkraft reicht weit über die Freitaler Stadtgrenze hinaus. Direkt im einstigen Herrenhaus befinden sich heute die Ausstellungen zur Regionalgeschichte und zum frühen Steinkohlenbergbau. Sie berichten vom Wandel der Region, von der Entwicklung des Weißeritztals vom einst berühmtesten romantischen Tal Europas zur industriellen Arbeiterstadt. Gezeigt wird die Industrialisierung des Plauenschen Grundes, die Stadtgründung 1921 und die Stadtentwicklung bis zur Wendezeit 1989/90. Klassizistischer Festsaal, Kammerherren-Bibliothek und Tapetenzimmer aus dem 19. Jahrhundert geben Einblicke in das Leben der berühmtesten Besitzer, der Familie Dathe von Burgk. Für diesen Ausstellungsbereich fehlte bisher ein Katalog und bebilderter Ausstellungsführer, während sowohl für die Städtische Kunstsammlung als auch für die Stiftung Friedrich Pappermann entsprechende Publikationen im Angebot waren. Dank der großzügigen Unterstützung der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen kann diese Lücke nun endlich geschlossen werden. Ich wünsche dem Buch zahlreiche interessierte Leserinnen und Leser und allen viel Vergnügen beim »Stöbern« in den Museumsbeständen. Kristin Gäbler Direktorin Städtische Sammlungen Freital Vorwort
9 In Zeiten industriellen Aufstrebens und landschaftsräumlicher Umbrüche vereinigten sich die nach kommunaler Selbstverwaltung strebenden Landgemeinden Deuben, Potschappel und Döhlen zur Stadt Freital. Zur Bewahrung und Dokumentation des rasanten Wandels beschloss das mehrheitlich sozialdemokratische Parlament der jungen Stadt im Hyperinflationsjahr 1923, ein Museum zu gründen. Mit einem Jahresetat von 2 500 Mark und den Exponaten einer Deubener Heimatsammlung eröffnete das Heimatmuseum am 25. Dezember 1924 in drei Verwaltungsräumen. Der Museumsbestand wuchs durch private und institutionelle Schenkungen sowie durch das Engagement ehrenamtlicher Kustoden rasch. Von November 1938 bis zum Weltkriegsausbruch im September 1939 präsentierte man die Bestände im Stadthaus am Döhlener Neumarkt. Dem Kriegsende 1945 folgend, eröffnete am 26. Mai 1946 das HAUS DER HEIMAT im Schloss des infolge veränderter Grundbesitzrechte in Stadteigentum gelangten Rittergutes FreitalBurgk. Mit dem Erwerb einer hochkarätigen Kunstsammlung 1949 und dem seit 1952 absehbaren Bergbauende im Freitaler Revier kristallisierten sich die Sammelschwerpunkte Dresdner Kunst und Steinkohlenbergbau heraus, wobei die Schaffung adäquater Präsentationsflächen an der bilanzorientierten DDR-Planwirtschaft scheiterte. Erst nach den gesellschaftlich wechselvollen Jahren 1989/90 und lagerstättenübergreifender Bergbaueinstellung kamen, wiederum inmitten wirtschaftlicher Verwerfungen und städtebaulicher Umbrüche, ausstellungsräumliche Ausdehnung und museale Bestandserweiterung voran. Zwischen 1991 und 2013 wurden Schloss und Gutsgebäude saniert sowie Park und Außengelände neu gestaltet. Parallel entstanden bergbauliche und geologische Expositionen zum regionalen Steinkohlen- und Uranerzbergbau mit Besucherbergwerk, Bergbauschauanlage und Technikgarten sowie attraktive Ausstellungsflächen für Kunstsammlungen und Stadtgeschichte. Darüber hinaus vermittelt man, seit 1998 als STÄDTISCHE SAMMLUNGEN FREITAL, kunsthistorische oder montantechnische Themen zeitgemäß mit Audioguide, Bergbau-Spielplatz und Bergbau-Erlebnispfad. JP Die Städtischen Sammlungen Freital ◄ Abb. 1 Hoffähiges Paradehabit des Direktors der Königlichen Steinkohlenwerke Zauckerode um 1890, IV/78/50/G Abb. 2 Heimatmuseum Freital unbekannter Fotograf, SW-Papierabzug 1924, III/2024/2/Z
11 Erstes städtisches Museum Seit über 100 Jahren widmet sich in Freital ein kommunales Museum dem Sammeln, Bewahren und Dokumentieren von Sachzeugnissen. Die Museumsgeschichte prägte dabei anfangs entscheidend Robert Söhnel (1874–1946), der als Krankenkassen-Vorstand, Gemeindevertreter und späterer Stadtrat maßgeblich Freitals Stadtgründung vorbereitete und sich von 1923 bis 1933 neben seiner Erwerbstätigkeit unermüdlich für das Museum einsetzte. Bereits die erste Ausstellung im Döhlener Steuerhaus fokussierte sich auf Stadt-, Bergbau-, Industrie- und Handwerksgeschichte. JP Abb. 3 Lügenmaul · Kunstschmiedearbeit von Richard Rothenberger (1885–1942), um 1920, IV/79/46/H Seit 1909 war die Rothenberger’sche Schlosserei auf der Potschappler Schulstraße beheimatet und beschäftigte zeitweise bis zu 20 Angestellte. Schmiedeeiserne Gitter, Tore oder Zäune an zumeist öffentlichen Freitaler Gebäuden belegen noch heute Rothenbergers Handwerkskunst, welche auch durch vielfältige schmuckplastische Elemente in den Museumsbeständen nachweisbar ist. Als seine bekannteste Arbeit gilt der Kleinbrunnen »Tropfende Nase« auf dem Potschappler Markt, den Rothenberger seiner Heimatstadt Freital 1925 schenkte und damit seinerzeit hintersinnig auf deren ehrgeizige Stadtzentrumsvisionen verwies. Zweiter Museumsstandort Unter wachsendem Sammlungsbestand wurden die Museumsräume rasch zu eng, und mit Unterstützung des stadtgeschichtlich interessierten Oberbürgermeisters Dr. Erhardt Schroeter (1889 – unbekannt) gelang der Umzug zum zentral gelegenen Neumarkt Döhlen. Dort wurden dem Museum im Stadthaus, einem 1927/28 im Auftrag der jungen Kommune in Reformarchitektur errichteten, haustechnisch hochmodern ausgestattetem Gebäude, die verlassenen Räume vom Palastcafé Schröter zugewiesen. Die lichtdurchfluteten Ausstellungsbereiche eröffneten 1938 unter besten Bedingungen für Besucher und Exponate, mussten jedoch bereits 1939 kriegsbedingt wieder schließen. JP Abb. 4 Stehpult · um 1924 · III/2025/1/E Diese Handwerksarbeit, angefertigt als Gästebuchtisch, hat das Wachsen und Werden des Museums seit über 100 Jahren an allen drei Standorten begleitet. Mit Eröffnung des Schulhistorischen Kabinetts fand das reizvolle Zweckmöbel dort 2017 als Lehrerpult seinen Präsentationsplatz. Inmitten von Schulbänken stehend, vermittelt es heute einen Eindruck von den einfachen Schulverhältnissen, welche einst in der jungen Stadt Freital herrschten. ◄
21 Rittergut Burgk Eine von Kieferwald umgebene slawische Siedlung gilt als Ursprung. Der Ort lag zwischen einer Weißeritzquerung und der aus dem Elbtal kommenden, über den Bergrücken nach Dippoldiswalde und weiter nach Böhmen führenden Hohen Straße. Seit 1350 als Eigengut bewirtschaftet, galt Burgk zeitweise als Vorwerk des Rittergutes Potschappel. Das der Markgrafschaft Meißen und deren Silbererzbergbau zugewanderte thüringische Adelsgeschlecht von Zeutsch hielt das Burgker Rittergut, vor allem wegen dessen Kohlevorkommen, vom Anfang des 16. Jahrhunderts bis 1742. Das 1570 noch als »Zeutsch Hof« bezeichnete Anwesen erhielt unter ihnen etwa 1580 Renaissanceschloss, Park sowie zeitgemäße Ökonomiegebäude wie Brau-, Pich- und Leutehaus. Nach einem schwerem Brand erfolgte unter denen von Zeutsch bis 1709 ein umfassender Wiederaufbau. Rittergut und Bergwerke wurden 1742 an den die frühindustrielle Bedeutung der Steinkohle erkennenden Kaufmann Christian Theodor Seyler (um 1690–1756) veräußert, der beides an den kursächsischen Staatsbeamten Carl Gottfried Dathe (1722–1802) weiterverkaufte. Dathe reorganisierte die Bergwerke, vereinbarte lukrativen Kohlenexport und ließ Park sowie das Innere des Herrenhauses barock umgestalten. Sein Erbe blühte ab 1819 unter seinem Enkel Carl Friedrich August Krebßz (1791–1872) wieder auf. Dem großväterlichen Testament folgend, erkaufte Krebßz 1822 ein Adelsdiplom und avancierte als Freiherr Dathe von Burgk zum aufstrebenden Bergbau- und Industriepionier. Die ihm folgenden Generationen standen als renommierte Bergwerksbesitzer und soziale Wohltäter den bis 1930 fördernden Freiherrlich von Burgker Steinkohlenwerken vor. Während Burgk stets administratives Unternehmenszentrum blieb, erweiterte man den familiären Grundbesitz sukzessive um (Freital-) Pesterwitz, (Dresden-) Roßthal und Schönfeld bei Großenhain. Bis zur bodenreformbedingten Enteignung des gutseigenen Grundbesitzes 1945 blieb das Burgker Schloss generationsübergreifender, vertrauter Mittelpunkt der Familie. JP Abb. 13 Eiskeller-Portal Sandstein, 1827, Foto 2024, DM-Nr. 08963961 Abb. 14 Erinnerungstafel Gutshof-Wiederaufbau Sandstein, 1709, Foto 2024, DM-Nr. 08963961 ◄
22 Rittergut und Schloss Burgk Mit der Übernahme des Burgker Anwesens durch C. F. A. Krebßz entwickelte sich dieses ab 1819 zum Sitz der Zentraladministration der späteren Freiherrlich von Burgker Steinkohlen- und Eisenhüttenwerke. Der Unternehmer regelte auf diese ungewöhnliche Art in den ersten Jahren sämtliche Belange des Grubenbetriebs, des Eisenhüttenwesens sowie der Rittergutsökonomie zentralistisch. Bis zur Einstellung der Kohleförderung 1930 verblieb die Werksadministration in Burgk, wurde jedoch bald schon von technischen und kaufmännischen Beamten geleitet. Die Rittergutsökonomie übernahm bereits in den 1920er-Jahren unter C. F. A. M. Freiherr Dathe von Burgk (1853–1931) die junge Kommune Freital pachtweise als Stadtgut, dessen Grundbesitz nach der Bodenreform vom Herbst 1945 der Familie enteignet und später von Neubauern und Umsiedlern bewirtschaftet wurde. JP Abb. 15 Schloss Burgk · Foto 2024, DM-Nr. 08963961 Das 1846 in eklektizistischer Form umgebaute Herrenhaus des Burgker Rittergutes beherbergt seit der bodenreformbedingten Überführung von Grundbesitz und Immobilien an die Stadt die regionalgeschichtlichen Ausstellungen des 1946 ebendort als »Haus der Heimat« eingerichteten Freitaler Museums.
23 Renaissanceschloss Als Burgk zu Beginn des 16. Jahrhunderts an das Adelsgeschlecht derer von Zeutzsch kam, waren die zunehmend bekannter werdenden Steinkohlevorkommen Hintergrund der Erwerbung durch die bereits im Erzbergbau aktiven Unternehmer. Über mehrere Generationen bestimmten Mitglieder dieser Familie in der späteren kurfürstlich-sächsischen Residenzstadt als Bürgermeister oder Ratsherren die Geschicke Dresdens oder als Altarstifter die des sakralen Lebens. Im Burgker Bergbaurevier ließ man hingegen oberflächennahe Kohlevorkommen gewinnbringend abbauen, nach deren Erschöpfung zergliederte Restkohlefelder den Bergbau unrentabel machten. Nach dem Tod des kurfürstlich-sächsischen Kriegskommissars Caspar Heinrich von Zeutzsch (1669–1741) verkaufte man daraufhin das Rittergut und dessen wirtschaftlich darniederliegende Bergwerke. JP Abb. 16 Burgker Rittergut · Kopie nach Zeichnung, Original von Carl Heinrich Jakob Fehling (1683–1753), 1705, III/63/259/Z Das Burgker Herrenhaus erhielt um etwa 1580 einen typischen Umbau im Renaissancestil, der dem nun als Schloss bezeichneten Gebäude vier prächtige Giebel und eine dekorative Wendelsteinhaube gab. Ein im Garten gelegenes Lusthaus, eine pfeilerverstärkte Gutsmauer sowie das mächtige Torhaus vervollständigten die Anlage.
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35 Frühe Besiedlung der Region Archäologische Funde verweisen für die Freitaler Region auf nahezu 3 000 Jahre alte Siedlungsspuren, wie die eines Bestattungsplatzes auf dem Potschappler Sauberg. Etwa ab dem 7. Jahrhundert wanderten Slawen ins Elbtal ein und gründeten auf dessen südlichen Hangterrassen sowie weißeritzaufwärts erste Dörfer. Jene Menschen hinterließen bis heute abgewandelt gebräuchliche, slawische Toponyme wie Duba für das eichenbestandene Dorf Deuben oder Dolina für das im Weißeritztal gelegene Döhlen. Zuwanderer aus dem heutigen fränkischen und niedersächsischen Raum legten fünf Jahrhunderte später Bauerndörfer an und assimilierten dabei noch vorhandene slawische Strukturen. Auch diese zweite Aufsiedlung lässt sich wie bei Hermansdorf/Niederhermsdorf oder Hainberc/Hainsberg teils noch an Orts- oder Flurbezeichnungen der 30 ehemals selbstständigen Dörfer ablesen, deren Gemarkungen heute Freitals 15 Stadtteile bilden. Auf den fruchtbaren Hängen des Weißeritztals, welches, von (Dresden-)Plauen nach Tharandt führend, auch Plauenscher Grund genannt wurde, ernährten sich die Bewohner über Jahrhunderte von Landwirtschaft, Weinbau, Obstzucht, Fischfang und Müllerei. Saßen anfangs Ministerialen- oder Adelsgeschlechter auf den Grundherrschaften, dehnten nach 1500 zunehmend auch vermögende Dresdner und Freiberger Ratsherren- und Kaufmannsgeschlechter ihren Grundbesitz ins Weißeritztal aus. Deren Erwerb von Burgk, Döhlen, Zauckerode und Potschappel nach 1500 ist dem Interesse an den zunehmend kundwerdenden Steinkohlevorkommen zuzuschreiben. Noch heute lässt sich die landschaftsräumliche Verortung der Herrschaftssitze an den überformten Gutsanlagen von Burgk, Döhlen oder Pesterwitz erahnen. Bis in das 14. Jahrhundert zurückreichende Schlaglichter auf die Familiengeschichte ortsansässiger Grundherren werfen die kulturhistorisch wertvollen Grabplatten der Denkmalhalle in Döhlen. Ihr Standort nahe der Lutherkirche verweist zudem auf die vermutlich aus dem 12. Jahrhundert stammende, früheste Gemeindekirche des Weißeritztals. JP Abb. 27 Betsäule Kapelle Deuben (zugeschrieben) Sandstein (ergänzt), um 1480, DM-Nr. 08963961 Abb. 28 Wohnhaus des Ortsrichters von Deuben und sächsischen Oberimkers Stäglich Gemälde von Christian Stäglich (1796–1866), um 1840, V/63/445/K ◄
36 Denkmalhalle Döhlen Zu den ältesten Denkmalen von Freital zählen die Grabplatten in der Denkmalhalle bei der Döhlener Kirche. Die Platten, die sich einst im Inneren der alten Döhlener Kirche befanden, datieren in die Zeit vom 14. Jahrhundert bis 1769. Sie gehören zu den Gräbern der adligen Rittergutsbesitzer und ihrer Familienmitglieder der zum Döhlener Pfarrsprengel gehörenden Güter Döhlen, Zauckerode, Burgk und Potschappel. AR Abb. 29 Denkmalhalle Döhlen · unbekannter Fotograf, SW-Papierabzug, um 1900, III/67/377/H Nachdem die alte Kirche 1880/1882 abgebrochen wurde, fanden die Grabplatten auf Drängen des Königlich Sächsischen Altertumsvereins 1899 eine geschützte Unterbringung in einem eigens errichteten Bauwerk – der Denkmalhalle. Den Bau der Halle finanzierte neben dem Kirchenpatron Maximilian Freiherr Dathe von Burgk auch der russische Zar Nikolaus II., der ein direkter Nachfahre des 1603 verstorbenen adligen Rittergutsbesitzers von Burgk, Christoph von Zeutsch, war. Saturnfest Die anlässlich der Vermählung des kurfürstlich-sächsischen Kurprinzen Friedrich August II. (1696–1763) und der österreichischen Kaisertochter Maria Josepha (1699–1757) in und um Dresden 1719 entfaltete Pracht etablierte im Nachgang eher zufällig die überregionale Bekanntheit des Plauenschen Grundes. Die nach der Hochzeit an Europas Fürstenhöfe versandten Erinnerungsblätter präsentierten auch die pittoresken Szenerien des am Ende des Festmonats zwischen (Dresden-)Plauen und (Freital-)Potschappel stattgefundenen Saturnfests und dessen Berghäuer-Aufzugs. Diese Kupferstiche begründeten den landschaftlichen Ruhm des Plauenschen Grundes, der sich nachfolgend zu einem von Künstlern hochgelobten Sujet entwickelte. JP Abb. 30 ► Handstein · 1719, III/64/270/L Während des Saturnfests speisten die Hochzeitsgäste in einem zur Weißeritz offenen, prächtig geschmückten Gebäude an einer A-förmigen Festtafel, deren Form auf das Initial des Bräutigamvaters, August den Starken (1670–1733), verwies. Dabei führte das Saturnfest den auf Sachsens Silbererzen gegründeten Reichtum von August dem Starken vor, den auch der bergmännische Schmuck von Festgebäude und -tafel mit deren zu Stufen oder Handsteinen arrangierten Erzen und Mineralien präsentierte.
45 Der Weg zur Stadt Bis 1921 ordnete man die vorstädtischen Gemeinden landschaftlich dem von (Dresden-) Plauen bis Tharandt reichenden Plauenschen Grund zu. Weit darüber hinaus reicht dagegen die seit dem 18. Jahrhundert bis heute gebräuchliche geologische Zuordnung zum »Döhlener Becken«, in dessen Zentrum man auf Steinkohle baute. Aufblühender Steinkohlenbergbau und infrastrukturelle Erschließung wirkten nach 1850 katalysierend auf Industrialisierung und Urbanisierung. Romantische Dorfanger wichen dicht bebauten Arbeitergemeinden, deren Rathäuser, Kirchen, Schulen und Mietskasernen an Fabriken heranreichten. Deubens Gemeindevorstand Ernst Robert Rudelt (1860–1935) brachte ab 1895 erste Stadtgründungspläne auf, denen man anfangs weder wirtschaftliches noch politisches Interesse erwies. Erst ab 1909 vereinbarten die stark industrialisierten Landgemeinden Deuben, Döhlen und Potschappel konkrete Vereinigungskonzepte. Zu Meilensteinen entwickelten sich dabei übergemeindliche Finanzinstitute, Elektrizitäts- und Gasversorgung, Nahverkehrslösungen sowie mit Hochwasserschutz verknüpfte Trinkwasserversorgung. Als kommunalpolitisch und wirtschaftlich wegweisend galt die Vereinigung Deubens mit Schweinsdorf (1900) und Niederhäslich (1915), in deren Ergebnis eine der seinerzeit einwohnerstärksten nichtstädtischen Gemeinden Deutschlands entstand. Die gesellschaftlichen Veränderungen ausgangs des Ersten Weltkriegs führten für den späteren Freitaler Raum ab 1919 zum Erstarken proletarischer Parteimehrheiten in den Gemeinderäten, deren Streben sich auf kommunale Selbstverwaltung und Stadtwerdung fokussierte. Staatliche Ressentiments gegen Namen, Wappen, Haushaltsplan sowie Ortsgrundgesetz der zukünftigen Kommune verzögerten das Geschehen. Allen Widerständen trotzend, verschmolzen Deuben, Döhlen und Potschappel 1921 zur Stadt Freital, deren symbolträchtiger Name seither für eine wirtschaftlich wie politisch unabhängige Kommunalpolitik steht. JP Abb. 36 Sparbuch der Sparkasse im Plauenschen Grund/Freital · um 1925, VII/2024/2/D Abb. 37 Potschappel und sein Bahnhof Aquarell von Johann Eduard Assmann (unbekannt), 1864, Dauerleihgabe der Erbengemeinschaft nach Elisabeth von Boxberg ◄
46 Wilhelmine und Gottfried Reichard Das an Steinkohle und Wasserkraft reiche Weißeritztal regte in der Aufbruchstimmung der Industrialisierung Unternehmer zu wirtschaftlichem Engagement und technischen Innovationen an. Innerhalb weniger Jahrzehnte verdrängte daraufhin die Bergbau- und Industrielandschaft des Plauenschen Grundes dessen zuvor vielbeachtete Romantik. JP Abb. 38 Doppelbildnis Wilhelmine und Gottfried Reichard · Fotografie einer Lithografie von unbekanntem Künstler, um 1835, V/63/437/K Das Leben der Luftfahrt- und Industriepioniere Wilhelmine (1788–1848) und Gottfried Reichard (1786–1844) spiegelt beispielhaft das frühe sächsische Unternehmertum wider. Beide verband naturwissenschaftlicher Forschersinn und ein auf bescheidener finanzieller Basis erwachender Unternehmergeist. Mit publikumswirksamen Ballonaufstiegen akquirierten sie zwischen 1810 und 1820 Finanzmittel für eine Chemiefabrik. Wilhelmine gilt dabei als erste Ballonfahrerin Deutschlands und Gottfried als zweiter deutscher Ballonfahrer. Ab 1821 produzierte der Chemie- und Kohlenbergbau-Unternehmer in seiner Döhlener Fabrik erstmals konzentrierte Schwefelsäure und bewies damit die Importunabhängigkeit Sachsens auf diesem Gebiet.
47 Vereinswesen Nach oft gesundheitsgefährdender Arbeit betätigten sich viele Fabrikarbeiter und Bergleute in proletarischen Turn-, Musik- oder Bildungsvereinen. Während des Sozialistengesetzes, das linksorientierte Vereinsarbeit unterband, boten Turn- oder Gesundheitsvereine teils Tarnung, so wie der 1887 gegründete »Verein für Gesundheitspflege und arzneilose Heilbehandlung zu Deuben und Umgebung«. Vom Naturheiler Hermann Wolf (1861–1939) gegründet, ging daraus 1905 am Windberg ein Kleingartenverein hervor, dessen 1906 eröffnetes und 1922 um ein Schwimmbassin erweitertes Luftbad noch heute als Freibad »Windi« beliebt ist. JP Abb. 39 Pokal zur Turnplatzweihe · 1909, III/66/596/B Turnerische Leibesübungen erfreuten sich großer Beliebtheit und wurden erstmals ab 1847 mit dem »Freien Turnverein Potschappel« organisiert gepflegt. Anfangs übten 58 Turnbegeisterte auf der Potschappler Rittergutswiese – wachsendes Interesse erforderte mehrfach größere Turnplätze. Ab 1862 garantierte ein Turnhallenbau witterungsunabhängiges Üben, und um 1900 bildeten sich erste Damenriegen. Die Freude am Turnen und später am Sport ließ die Zahl der in Arbeiter-, Turn- und Sportvereinen Organisierten im seinerzeit kleineren Stadtraum um 1930 auf etwa 3 800 Freitaler anwachsen.
55 Tal der Arbeit Kaum eine andere Stadt Sachsens bot eine derart dichte Industrielandschaft wie Freital. Von Steinkohle und Wasserkraft befördert, entwickelte sich das seit 1855 an das Eisenbahnnetz angebundene Weißeritztal zum industriellen Ballungsraum. Dessen früheste Unternehmen wie die Hagen’sche Glashütte (1802), die Chemiefabrik Reichardt (1821), das von das Freiherrlich von Burgker Eisenhüttenwerk (1827), die Türkischrot-Garnfärberei Römer (1836), die Papierfabrik Thode (1838) oder die Samtfabrik Berndt (1844) fußten dabei größtenteils auf sächsischen Pionierleistungen. Mit der Gußstahlfabrik Döhlen kam 1855 die Schwerindustrie dazu, Maschinenbau und Metallverarbeitung folgten – nach 1900 auch feinmechanische, pharmazeutische, lederverarbeitende und Lebensmittel-Sparten. Während des Nationalsozialismus produzierte man auch in Freital zunehmend Rüstungsgüter, z. B. Munitionshülsen, Glasminen, Panzerlüfter oder Mineralöl-Komponenten. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs brach die Wirtschaft durch Demontage und Reparation ehemaliger Rüstungsbetriebe fast vollständig zusammen. Mit verhaltener Produktion wurde Freital nach 1946 wieder zum bedeutenden Industriestandort für Stahl, Glas, Papier und Werkzeugmaschinen. Zur industriellen Vielfalt zählten ebenso Verpackungsmaschinen, Fördertechnik, Pumpenanlagen, Laborgeräte, Kameras, Luxusporzellan oder Buntgarn. Als wichtigster Wirtschaftsfaktor galt der aus der Gußstahlfabrik hervorgegangene VEB Edelstahlwerk »8. Mai 1945«, der unter Anwendung innovativer Primär- und Sekundär-Schmelzverfahren, z. B. mit Lichtbogen-, Plasma- oder Elektronenstrahl-Öfen, über 600 Stahlmarken herstellte und damit 17 Länder auf drei Kontinenten belieferte. Zu den Schattenseiten der »Stadt der roten Wolke« zählten ökologische Schäden wie Landschaftszerstörung und Luftverschmutzung, deren Beseitigung erst in den Transformations- und Revitalisierungsprozessen der Gegenwart gelang. Das nach dem wirtschaftlichen Zusammenbruch der 1990er-Jahre als »graue Industriebrache« stigmatisierte Freital präsentiert sich heute als traditionsbewusster, moderner Wirtschaftsstandort. JP Abb. 45 Pokalvase mit Potschappel-Ansichten von 1910 (Fonds) und 1830 (Sockel) · Sächsische Porzellanfabrik Potschappel, 1923, III/66/2802/A Abb. 46 Fabrikationskatalog und Leder-Verkaufsmuster · Lederfabrik Sohre/Deuben, um 1920, III/2024/4/H ◄
56 Glasindustrie Die Glasherstellung hat im Freitaler Raum eine jahrhundertelange Tradition. Die erste mit Steinkohle betriebene Glashütte Deutschlands ließ der Rittergutsbesitzer Graf von Hagen 1802 in Potschappel errichten. Im Jahr 1818 folgte der Bau der Königlichen Friedrichshütte in Döhlen durch Theodor Adolph Roscher (1782–1861), Sohn des Friedrichsthaler Hüttenmeisters Johann Theodor Roscher (1755–1829). Die Döhlener Glashütte wurde nach mehrfachem Besitzerwechsel 1871 von Friedrich Siemens übernommen und produziert auch heute noch als Glashütte Freital GmbH am Standort in Döhlen vorrangig Glasflaschen. AR Brauereien Das Brauwesen zog bereits mit der Gründung der einzelnen Ortschaften in unsere Region ein. Über die früheste Brautätigkeit gibt es keine urkundlichen Überlieferungen, doch bereits im 13. Jahrhundert wurde das Braurecht einzelner Rittergüter schriftlich fixiert. In der Neuzeit erhielten auch verschiedene Gemeinden das Recht, Bier zu brauen. Das starke Bevölkerungswachstum des 19. Jahrhunderts führte ebenfalls zu einem steigenden Bierbedarf und in der Folge zur Gründung von leistungsfähigen Privatbrauereien. AR Abb. 47 Glasmacherform für Lampenschirme · zweiteilige Holzform, um 1900, III/2024/7/H In die Holzform wurde das glühende Glas eingeblasen oder gegossen und unter ständigem Drehen geformt. Vor jeder einzelnen Glasformung wässerte man die Formen, um ein Verbrennen des Holzes zu verhindern. Trotzdem brannte das Holz bei jedem Formvorgang etwas weiter aus, sodass die Formen regelmäßig erneuert werden mussten. Abb. 48 ► Bierflasche der Brauerei Döhlen · Bügelflasche aus Glas, 1930er-Jahre, III/2024/01/B Die größte Freitaler Brauerei, die Brauerei Herrmann Gerlach & Sohn, hatte ihre Wurzeln in der Döhlener Rittergutsbrauerei. Im Jahr 1859 pachtete Hermann Gerlach die Rittergutsbrauerei und baute sie in den folgenden Jahren als Familienbetrieb immer weiter aus. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Brauerei enteignet und in einen Volkseigenen Betrieb umgewandelt. Der Brauereibetrieb musste nach der politischen Wende in der DDR eingestellt werden. Das ursprünglich aus der Döhlener Brauerei stammenden Schwarzbier »Schwarzer Steiger« wird heute noch durch die Dresdner Feldschlößchen AG hergestellt.
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63 Industrie- und Bergarbeiterstadt Am 1. Oktober 1921 vollendete sich mit der Stadtgründung der Vereinigungsprozess der Arbeitergemeinden Deuben, Potschappel und Döhlen. Das sozialdemokratische Freital entwickelte sich zu einer Musterkommune, die in Anlehnung an die sozialreformerische Kommunalpolitik der österreichischen Hauptstadt auch als »Rotes Wien an der Weißeritz« bezeichnet wurde. Mit den Steuereinnahmen der Industrie finanzierte man eine viel beachtete Sozial- und Bildungspolitik. Gesundheits- und Wohlfahrtseinrichtungen wie Krankenhaus, Poliklinik und Fürsorgestellen standen der proletarischen Bevölkerungsmehrheit ebenso wie Turnhallen, Schwimmbäder oder Sportparks zur Verfügung – desgleichen facettenreiche Kultur- und Bildungsinstitutionen wie Volkshochschule, Bibliothek und Museum. Unter sachsenweit höchster Erwerbslosenquote und geringstem Steueraufkommen scheiterten Freitals stolze Visionen zunehmend durch immense Sozialausgaben infolge des ökonomischen Niedergangs der Weltwirtschaftskrise. Unter Gleichschaltung des öffentlichen Lebens entwickelte sich im Nationalsozialismus der Industriestandort schon vor Kriegsbeginn 1939 zum Rüstungsstandort. Die Stadt wurde 1944 bombardiert und nach Kriegsende wirtschaftlich durch die Beseitigung rüstungszuliefernder Fabriken nahezu lahmgelegt. Das wirtschaftliche Wiedererstarken führte nach 1946 allmählich zum Rückgang der Arbeitslosigkeit unter der durch Flüchtlinge und ausgebombte Dresdner enorm gewachsenen Bevölkerung. Zeitgleich erlangte nachkriegsbedingt die Gewinnung energetisch nutzbarer Steinkohle kurzzeitig nochmals überregionale Bedeutung und es begann der Abbau uranerzhaltiger Steinkohle. Nach einer Verwaltungsreform erhob man den industriellen Ballungsraum seiner wirtschaftlich-territorialen Bedeutung gemäß 1952 zur Kreisstadt. Durch die Eingemeindung mehrerer zumeist landwirtschaftlich geprägter Gemeinden wuchsen Territorium und Bevölkerung von Freital, das zudem als größter Arbeitgeber der Region galt. Die Wohn- und Lebensbedingungen der Freitaler verbesserten sich durch moderne Neubauten von medizinischen Einrichtungen, Schulen, Sportstätten oder Wohngebieten wie der Raschelberg-Siedlung oder dem Plattenbaugebiet Zauckerode. Die industriell verursachte Umweltbelastung inmitten der städtischen Tallage verschlechterte jedoch die Lebensqualität der Freitaler. Den gesellschaftlichen Veränderungen und wirtschaftlichen Verwerfungen der Jahre 1989/90 folgend, kämpfte Freital mit Werksschließungen, Bevölkerungsabwanderung und Durchgangsverkehr. Durch Stadtumbau, Ausweisung von attraktiven Eigenheimstandorten und gut erschlossenen Gewerbeflächen sowie durch die Revitalisierung von Industrie- und Bergbaubrachen veränderte sich die 1997 zur Großen Kreisstadt erhobene Kommune rasant. Die Weißeritz-Flut 2002 verursachte verheerende Schäden, deren Beseitigung jedoch auch städtebauliches Entwicklungspotenzial bot und flussnahe Innenstadtbereiche in durchgrünte Ruhe- und Spielzonen verwandelte. Die lebenswerte Stadt am Fuß des Windbergs wird ihr bergbaulich-industrielles Erbe bewahren und für nachfolgende Generationen identitätsstiftend interpretieren. JP Abb. 52 Souvenirglas mit erstem Freitaler Stadtwappen · um 1922, III/2024/1/A
64 Stadtzentrum Das aus drei historisch gewachsenen Landgemeinden entstandene Freital verfügte über keine zentrale Stadtmitte. In den architektonischen Vorgaben für ein neu zu schaffendes Stadtzentrum spiegelte sich das sozialdemokratische Selbstverständnis der jungen Kommune wider. Ein imposanter Stadtplatz, bekrönt von einer monumentalen Friedhofsanlage am Windberg, sollte staatliche und kommunale Behörden bündeln und eine Weißeritz-Promenade die Stadtteile mit Grünanlagen verbinden. Die Umsetzung dieser städtebaulichen Visionen des Dresdner Reformarchitekten Rudolf Bitzan (1872–1938) erfolgte nur in losgelösten Einzelgebäuden. Bis in die Gegenwart gelang es trotz mehrfacher Umplanungen nicht, diese bemerkenswerten Ideen baulich zu vollenden. AR Musterkommune Die sozial-gerechte Kommunalpolitik der sozialdemokratischen Musterkommune fokussierte sich auf Wohlfahrt, Sozialwohnungsbau sowie auf Bildungs- und Kulturarbeit. Es entstand ein am Gemeinwohl der mehrheitlich proletarischen Einwohnerschaft orientiertes Gesundheits-, Wohlfahrts- und Fürsorgewesen, dessen Organisation Freital viel Beachtung und mit dem Besuch einer Völkerbund-Ärztekommission 1927 internationales Interesse einbrachte. JP Abb. 53 Stadtforum am Neumarkt · Entwurf von Rudolf Bitzan (1872–1938), Modell von Adolf Mahnke (1891–1945), um 1925, III/2025/4/H Das vom Dresdner Bühnenbildner Mahnke geschaffene Modell zeigt, von Kolonnaden allseitig umschlossen, ein flussnahes Rathaus, die seitlichen Baulichkeiten von Amtsgericht und Postamt sowie die straßenseitig platzierten Gebäude von Finanzamt und Industriehaus. Am Windberghang überragen das signifikante Krematorium und der Friedhof das geplante Stadtforum. Abb. 54 ► Ehrenurkunde Dr. med. Wilhelm Wirthgen · 1926, III/2024/6/H Zur Einbindung der zumeist parteilich unorganisierten Arbeiter ins sozialdemokratische Milieu galten die Arbeiterfreizeitvereine als unverzichtbar. Deren vielfältige Bildungs-, Wohlfahrts-, Kultur- oder Turn- und Sportangebote banden gleichwohl Männer, Frauen wie Kinder ein. Bedeutung kam dabei auch den Kolonnen des 1909 gegründeten Arbeiter-Samariter-Bundes zu, welche zur medizinischen Absicherung proletarischer Veranstaltungen dienten und damit das Pendant zum bürgerlichen Deutschen Roten Kreuz bildeten. Als ASB-Arzt engagierte sich der Coßmannsdorfer Mediziner Wirthgen (unbekannt) dabei häufig für kostenfreie Behandlung von jungen Spinnerei- Arbeiterinnen, insbesondere bei der Versorgung ungewollt schwanger Gewordener.
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