Leseprobe

11 Erstes städtisches Museum Seit über 100 Jahren widmet sich in Freital ein kommunales Museum dem Sammeln, Bewahren und Dokumentieren von Sachzeugnissen. Die Museumsgeschichte prägte dabei anfangs entscheidend Robert Söhnel (1874–1946), der als Krankenkassen-Vorstand, Gemeindevertreter und späterer Stadtrat maßgeblich Freitals Stadtgründung vorbereitete und sich von 1923 bis 1933 neben seiner Erwerbstätigkeit unermüdlich für das Museum einsetzte. Bereits die erste Ausstellung im Döhlener Steuerhaus fokussierte sich auf Stadt-, Bergbau-, Industrie- und Handwerksgeschichte. JP Abb. 3 Lügenmaul · Kunstschmiedearbeit von Richard Rothenberger (1885–1942), um 1920, IV/79/46/H Seit 1909 war die Rothenberger’sche Schlosserei auf der Potschappler Schulstraße beheimatet und beschäftigte zeitweise bis zu 20 Angestellte. Schmiedeeiserne Gitter, Tore oder Zäune an zumeist öffentlichen Freitaler Gebäuden belegen noch heute Rothenbergers Handwerkskunst, welche auch durch vielfältige schmuckplastische Elemente in den Museumsbeständen nachweisbar ist. Als seine bekannteste Arbeit gilt der Kleinbrunnen »Tropfende Nase« auf dem Potschappler Markt, den Rothenberger seiner Heimatstadt Freital 1925 schenkte und damit seinerzeit hintersinnig auf deren ehrgeizige Stadtzentrumsvisionen verwies. Zweiter Museumsstandort Unter wachsendem Sammlungsbestand wurden die Museumsräume rasch zu eng, und mit Unterstützung des stadtgeschichtlich interessierten Oberbürgermeisters Dr. Erhardt Schroeter (1889 – unbekannt) gelang der Umzug zum zentral gelegenen Neumarkt Döhlen. Dort wurden dem Museum im Stadthaus, einem 1927/28 im Auftrag der jungen Kommune in Reformarchitektur errichteten, haustechnisch hochmodern ausgestattetem Gebäude, die verlassenen Räume vom Palastcafé Schröter zugewiesen. Die lichtdurchfluteten Ausstellungsbereiche eröffneten 1938 unter besten Bedingungen für Besucher und Exponate, mussten jedoch bereits 1939 kriegsbedingt wieder schließen. JP Abb. 4 Stehpult · um 1924 · III/2025/1/E Diese Handwerksarbeit, angefertigt als Gästebuchtisch, hat das Wachsen und Werden des Museums seit über 100 Jahren an allen drei Standorten begleitet. Mit Eröffnung des Schulhistorischen Kabinetts fand das reizvolle Zweckmöbel dort 2017 als Lehrerpult seinen Präsentationsplatz. Inmitten von Schulbänken stehend, vermittelt es heute einen Eindruck von den einfachen Schulverhältnissen, welche einst in der jungen Stadt Freital herrschten. ◄

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