45 Der Weg zur Stadt Bis 1921 ordnete man die vorstädtischen Gemeinden landschaftlich dem von (Dresden-) Plauen bis Tharandt reichenden Plauenschen Grund zu. Weit darüber hinaus reicht dagegen die seit dem 18. Jahrhundert bis heute gebräuchliche geologische Zuordnung zum »Döhlener Becken«, in dessen Zentrum man auf Steinkohle baute. Aufblühender Steinkohlenbergbau und infrastrukturelle Erschließung wirkten nach 1850 katalysierend auf Industrialisierung und Urbanisierung. Romantische Dorfanger wichen dicht bebauten Arbeitergemeinden, deren Rathäuser, Kirchen, Schulen und Mietskasernen an Fabriken heranreichten. Deubens Gemeindevorstand Ernst Robert Rudelt (1860–1935) brachte ab 1895 erste Stadtgründungspläne auf, denen man anfangs weder wirtschaftliches noch politisches Interesse erwies. Erst ab 1909 vereinbarten die stark industrialisierten Landgemeinden Deuben, Döhlen und Potschappel konkrete Vereinigungskonzepte. Zu Meilensteinen entwickelten sich dabei übergemeindliche Finanzinstitute, Elektrizitäts- und Gasversorgung, Nahverkehrslösungen sowie mit Hochwasserschutz verknüpfte Trinkwasserversorgung. Als kommunalpolitisch und wirtschaftlich wegweisend galt die Vereinigung Deubens mit Schweinsdorf (1900) und Niederhäslich (1915), in deren Ergebnis eine der seinerzeit einwohnerstärksten nichtstädtischen Gemeinden Deutschlands entstand. Die gesellschaftlichen Veränderungen ausgangs des Ersten Weltkriegs führten für den späteren Freitaler Raum ab 1919 zum Erstarken proletarischer Parteimehrheiten in den Gemeinderäten, deren Streben sich auf kommunale Selbstverwaltung und Stadtwerdung fokussierte. Staatliche Ressentiments gegen Namen, Wappen, Haushaltsplan sowie Ortsgrundgesetz der zukünftigen Kommune verzögerten das Geschehen. Allen Widerständen trotzend, verschmolzen Deuben, Döhlen und Potschappel 1921 zur Stadt Freital, deren symbolträchtiger Name seither für eine wirtschaftlich wie politisch unabhängige Kommunalpolitik steht. JP Abb. 36 Sparbuch der Sparkasse im Plauenschen Grund/Freital · um 1925, VII/2024/2/D Abb. 37 Potschappel und sein Bahnhof Aquarell von Johann Eduard Assmann (unbekannt), 1864, Dauerleihgabe der Erbengemeinschaft nach Elisabeth von Boxberg ◄
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