Leseprobe

46 Wilhelmine und Gottfried Reichard Das an Steinkohle und Wasserkraft reiche Weißeritztal regte in der Aufbruchstimmung der Industrialisierung Unternehmer zu wirtschaftlichem Engagement und technischen Innovationen an. Innerhalb weniger Jahrzehnte verdrängte daraufhin die Bergbau- und Industrielandschaft des Plauenschen Grundes dessen zuvor vielbeachtete Romantik. JP Abb. 38 Doppelbildnis Wilhelmine und Gottfried Reichard · Fotografie einer Lithografie von unbekanntem Künstler, um 1835, V/63/437/K Das Leben der Luftfahrt- und Industriepioniere Wilhelmine (1788–1848) und Gottfried Reichard (1786–1844) spiegelt beispielhaft das frühe sächsische Unternehmertum wider. Beide verband naturwissenschaftlicher Forschersinn und ein auf bescheidener finanzieller Basis erwachender Unternehmergeist. Mit publikumswirksamen Ballonaufstiegen akquirierten sie zwischen 1810 und 1820 Finanzmittel für eine Chemiefabrik. Wilhelmine gilt dabei als erste Ballonfahrerin Deutschlands und Gottfried als zweiter deutscher Ballonfahrer. Ab 1821 produzierte der Chemie- und Kohlenbergbau-Unternehmer in seiner Döhlener Fabrik erstmals konzentrierte Schwefelsäure und bewies damit die Importunabhängigkeit Sachsens auf diesem Gebiet.

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