Leseprobe

61 60 Bewuchs stechen ein paar Fragmente von Säulen und Konsolen hervor. Der Ausblick in die Weite und Tiefe der Landschaft – in vielen Landschaftsbildern der eigentliche Haupteffekt – ist hier auf einen kleinen Durchblick durch die Rundbögen reduziert. Auch in seiner Ölstudie Aufgang zum Parktor des Palazzo Chigi, Ariccia (Kat.-Nr. 64) erhob Bürkel den eigentlich verstellten Blick in die Landschaft zum Motiv. Dicht bewachsene Felsen, emporstrebende Bäume und die in den Fels geschlagene Treppe sind ganz nah gezeigt. Der Blick folgt dem Weg hinauf zum Tor, über und neben dem sich nur kleine Durchblicke auf den blauen Himmel öffnen. Der Anstieg zum Palazzo ist hier auf einen Helldunkel-Kontrast zugespitzt. Die Studie der Grün- und Gelbtöne, die das in die Bäume fallende Licht erzeugt, war nur in Öl möglich. Den weit in die bergige Landschaft um die Villa Chigi reichenden Park hatte 1787 schon Goethe auf seiner Italienreise festgehalten, allerdings als Aquarell und in einer klassischen Motivreihung, die von den Bäumen links im Vordergrund über das Tor im Mittelgrund bis zum Ausblick auf die oben am Berg sichtbare Villa führt (Abb. 2). Im Vergleich mit Bürkels Bild wird deutlich, dass erst die in der Natur gefertigte Ölstudie die Farbintensität der Landschaft adäquat wiederzugeben vermochte. Zurückgekehrt aus Italien entdeckten die Maler zunehmend auch die heimischen Landschaften und die Malorte vor der Tür. Johann Georg von Dillis erkundet die Umgebung Münchens und das Voralpenland und malte flotte Landschaftsbilder in kleinem Format in der Landschaft, wie den Untersberg von Salzburg aus (Kat.-Nr. 22) oder auf größerer Leinwand im Atelier (Kat.-Nr. 21). Stets aber hatte er den gefühlsmäßig erfassten, eher unspektakulären Landschaftsausschnitt im Blick und löste sich damit vom Gebot der klassischen Ideallandschaft. Carl Blechen studierte die Landschaften Berlins und Brandenburgs und hielt Wege, Bäume und Weiher in nun leuchtenden Ölfarben fest. Dabei brach er durchaus auch mit dem konventionellen Bildformat, wenn das einzufangende Stück Natur ihn deutlich in die Breite zwang, wie in der spektakulären Ansicht eines Kornfelds (Kat.-Nr. 5). Eigentlich nicht bildwürdige Details wurden nun mit Pinsel und Ölfarben erfasst, um solche Teilstücke der Natur in spätere Ateliergemälde möglichst naturgetreu einfügen zu Abb. 2 Johann Wolfgang Goethe / Eingang zum Park der Villa Chigi 1787 / Feder in Grau, blau aquarelliert, auf Papier, auf Karton

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