Leseprobe

26 1907 Selbstbildnis mit Figurengruppe Bleistift 14 × 9,2 cm Fondation Cuno Amiet, Aarau Poststempel: Löbau (Sachsen) 17.5.07/ Oschwand b. Riedtwil 20.V.07 An: »Herrn Cuno Amiet, Maler, Oschwand bei Riedwil [sic!], Kanton Bern« Text (Heckel/Blass): »Lieber Amiet! Eigentlich soll ich nach Ihrer schönen Bitte etwas zeichnen – wir haben ein paar sehr lebhafte Stunden zusammen verbracht und von Ihnen – sehr gut gesprochen – so zeichnete ich also Ihr sehr getreuer EHeckel. [Zeichnung]/Heut wurde ich zum Bindebogen der weitgespannten Brücke. Die Gedanken von Dresden nach Oschwand flogen und wünschen vieles Glücke.« Bemerkung: Das Motiv zeigt Heckels Profil bei der Beobachtung einer mehrfigurigen Szene aus dicht beieinanderstehenden weiblichen Rückenakten, die in ihrer Skizzenhaftigkeit an die sogenannten Viertelstundenakte der »Brücke«-Künstler denken lässt. Vom gleichen Tag datiert eine zweite, jedoch unbemalte Postkarte von Heckel an Amiet, die von dem Besuch des Kunsthistorikers Curt Blass bei Heckel in Dresden berichtet: »[…] Ich habe mich sehr gefreut, dass C. Blass mich besucht hat. Er ist ein sehr feiner Mensch – ich danke Ihnen eine gute Bekanntschaft. […].« Somit ist es sehr wahrscheinlich, dass Curt Blass, seit 1903 mit Amiet bekannt und durch ihn ab 1907 passives Mitglied der »Brücke«, auf der vorliegenden Karte die Zeilen unterhalb der Zeichnung schrieb. Mit dem in der Schweiz lebenden Cuno Amiet, ab 1906 Mitglied der »Brücke«, führte Heckel in seiner Funktion als Geschäftsführer der Künstlergruppe einen regen Brief- und Postkartenkontakt.

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