Leseprobe

41 trotz dem die Secession auf keinem so hohen Niveau ist, doch sehr erfreulich für Pechstein. Es ist doch vorläufig für Deutschland eine der modernsten Ausstellungsgelegenheiten. Wenn es nur recht kräftige Sachen sind – und sie gut hängen. Hier noch ein paar Skizzen nach Bildern. Herzlichsten Gruss Ihr EHeckel.« Drei Bildskizzen mit Farbangaben: 1. »Cucina oeconomica 182×96«; 2. »60×70 cm«; 3. »60×70« Literatur: Ausst.-Kat. Hamburg 1966, Kat.- Nr. 21 (Abb.); Ausst.-Kat. Reutlingen 1969, Kat.-Nr. 42; Ausst.-Kat. Schleswig 2010, S. 34; Hüneke 2017, Bd. I, S. 70 f. Ausstellungen: Hamburg 1966, Reutlingen 1969 Bemerkung: Wie schon in Dresden rückte auch in Italien die Darstellung der menschlichen Figur in den Mittelpunkt des künstlerischen Interesses. So schrieb Heckel am Vortag an seinen »Brücke«-Kollegen Cuno Amiet: »Ich habe hier in Rom Atelier gemietet, um Modelle nehmen zu können.« (Kopie im Nachlass Heckel). Trotz der erwähnten Unzuverlässigkeit entstanden zahlreiche Darstellungen mit römischen Modellen in Gemälden, Aquarellen, Zeichnungen und Druckgrafiken. Bei den Bildskizzen handelt es sich um folgende Gemälde: 1. Italiener beim Mittagessen (cucina economica) (Hüneke 1909-19, zerstört), 2. »Unterhaltung (Hüneke 1909-20) und 3. vermutlich Italienisches Mädchen (Hüneke 1909-17, zerstört, ohne Abb.). Im Unterschied zum vorherigen Brief vom 16. April gibt es hier keinen direkten Bezug zwischen Text und Bildern. Von Rom aus unternahm Heckel einen Abstecher nach Neapel. Zwar besichtigte er dort das Museo Archeologico Nazionale, begeisterte sich aber vor allem für das lebhafte Treiben auf den Straßen und Plätzen u.a. im neuen Hafenviertel St. Lucia. Die Werke von Tizian, die Heckel in der Sammlung Farnese beeindruckt haben, könnten folgende Gemälde sein: Portrait Papst Paul III. (1543), Danae (1554), Papst Paul III. Farnese mit den Kardinälen Alessandro und Ottavio Farnese (1545) und Büßende Magdalena (1567), die im westlichen Flügel im ersten Stock ausgestellt waren (vgl. Baedeckers Italien von den Alpen bis Neapel, Leipzig 1908, S. 348). Nach der anschaulichen Schilderung seiner Beobachtungen vor Ort, gibt Heckel zum Ende des Briefes einen Ausblick auf seine weiteren Reise- und Ausstellungspläne: Bei der Ausstellung in Dresden, die er im Juni mit einrichten wollte, handelt es sich um die Werkschau der »Brücke« im Kunstsalon Emil Richter. Das erwähnte Rundschreiben hatte Heckel vermutlich von Schmidt-Rottluff erhalten, der vorübergehend die Rolle des Geschäftsführers der »Brücke«

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