Leseprobe

87 1910 Tänzerin vor bemaltem Vorhang Farbige Kreiden und Tuschfeder 14 × 9 cm Hamburger Kunsthalle, Stiftung Nachlass Schapire Poststempel: Berlin 2. 3. 10 An: »Fräulein Dr. Rosa Schapire, Hamburg, Osterbeckstr 43« Text (Heckel/Kirchner): »Liebes Fräulein Schapire Ihr Brief kam mir nach. Ich bin im weitläufigen Berlin und versuche einiges mit fortzuschleppen. H. Gruss EH./besten Gruss von Ihrem E. L. Kirchner« Literatur: Ausst.-Kat. Neue Erwerbungen der Hamburger Kunsthalle 1945–1955, Kunsthalle Hamburg 1955, S. 44; Wietek 1958, Nr. 5 (Abb.); Jahrbuch der Hamburger Kunstsammlungen, Bd. 5, Hamburg 1960, S. 126; Ausst.-Kat. Die Künstler der Brücke in Berlin 1908–1914, Brücke-Museum Berlin 1972, Kat.-Nr. 8; Presler 1990, S. 86 (Abb.); Ausst.-Kat. Berlin 1991, Kat.-Nr. 73, S. 106 (Abb. Vorderseite), S. 224 (Abb. Rückseite); Ausst.-Kat. Dresden 2001, Kat.-Nr. 158, S. 411; Hanna Strzoda: Die Ateliers Ernst Ludwig Kirchners, Petersberg 2006, S. 166, Abb. 243 Ausstellungen: Hamburg 1955, Berlin 1991, Dresden 2001 Bemerkung: Im März und April 1910 hielt sich Heckel zu einem mehrwöchigen Arbeitsbesuch bei Max Pechstein in Berlin-Wilmersdorf auf und bezog bei der Zahnärztin Dr. Erdmann in Berlin-Friedenau Quartier. Neben der gemeinsamen Arbeit im Atelier – auch Kirchner war dort zu Besuch – wurden Varietés und Zirkusvorstellungen besucht, und Heckel sammelte Eindrücke, wie er auf der Karte erwähnt. Die Stilisierung der beiden streng gereihten Figuren im Hintergrund ist Teil eines von Pechstein bemalten Wandvorhangs in seinem Atelier. Die Tänzerin mit dem auffälligen Rüschenrock und entblößtem Oberkörper hielt er 1910 im Gemälde Der Tanz fest (Soika 1910/48) und auch von Kirchner sind eine Zeichnung und eine Radierung mit diesem Motiv bekannt (Exote, 1910, WernerConinx-Stiftung Zürich; Tänzerinnen im Atelier II, 1910/11, Gercken 434). Rosa Schapires Briefe an Heckel haben sich nicht erhalten, sie wurden vermutlich im Januar 1944 bei einem Bombentreffer auf sein Berliner Atelier vernichtet.

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