17 »Da wir alle nicht gerade eifrige Briefschreiber waren, dienten die Karten als kurze Mitteilungen über unsere Arbeit […] und so sind die meisten Karten Skizzen von Bildern oder Beobachtungen.«1 So schilderte Karl Schmidt-Rottluff die besondere Vorliebe der »Brücke«-Künstler für das rasche Kommunikationsmittel Postkarte. Erich Heckel wird dem Malerfreund gewiss zugestimmt haben. Auch in seinem Schaffen erfreute sich die Postkarte großer Wertschätzung und wurde ein häufig genutzter Bote zwischen ihm und seinem Umfeld. Wie kein anderes Medium vermochte die Karte, mit ihren knappen bildlichen Darstellungen und kurzen schriftlichen Mitteilungen unmittelbare Äußerungen zu transportieren, spontan und persönlich, stets mit besonderer Frische und Direktheit. Erstmalig präsentiert das Buch einen Überblick über die gestalteten Postkarten Erich Heckels. Die gezeichneten, aquarellierten und bedruckten Karten bilden ein wichtiges Kapitel im Leben und Werk, das motivisch und stilistisch die Bandbreite seines Schaffens reflektiert. Vorgestellt werden 217 Postkarten sowie 17 illustrierte Briefe, Brieffragmente und Briefbeilagen von 1907 bis 1975, mit detaillierten Angaben zu Bild und Text, Standorten, Literatur und Ausstellungen. Weiterführende biografische und ikonografische Bemerkungen zu den Bildschöpfungen und Nachrichten sowie Erläuterungen zu den Adressaten und Verweise auf Parallelen im Œuvre verleihen dem Band den Charakter eines Werkverzeichnisses. Für die kunsthistorische Forschung sind Künstlerpostkarten und Briefe wertvolle Quellen: Poststempel und Textinhalte geben Auskunft über Aufenthaltsorte, Kontakte und Begegnungen, ermöglichen präzise Datierungen von Motiven und helfen bei deren biografischer Einordnung. Die Bildseiten können Aufschluss über etwaige Vorstudien zu Malerei oder Druckgrafik liefern und im Fall konkreter Bildskizzen Hinweise zu unbekannten, zerstörten oder verschollenen Arbeiten geben. Große Kunst im kleinen Format 1 Zit. nach Gerhard Wietek: Karl Schmidt-Rottluff, Zeichnungen auf Postkarten, Köln 2010, S. 14. Zwei bogenschießende Mädchen im Atelier (Detail), 1910 Renate Ebner Andreas Gabelmann
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