Leseprobe

58 Ostdeutsche Perspektiven Die Sammlung des Staatlichen Museums Schwerin bietet einen nuancenreichen Überblick über die Entwicklung der ostdeutschen Kunst nach 1945 bis zu den Umbrüchen seit der Wiedervereinigung 1990. Die Werke zeugen von einer beeindruckenden Vielfalt an Stilrichtungen und Themen, die sich trotz aller kulturpolitischen Einschränkungen in der DDR entfaltete. Zu den häufigsten Motiven gehören Landschaften, Stillleben, Porträts und mythologische Figuren. Viele Werke haben eine metaphorische oder allegorische Ebene, die bisweilen auch Kritik an den politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen enthielt. Bereits zu DDR-Zeiten wurden aber auch Werke angekauft, die keinen direkten Bezug zur sichtbaren Realität haben, wie Arbeiten von Willy Wolff (1905–1985) und René Graetz (1908–1974). Diese Erwerbungen setzten besondere Akzente jenseits des Sozialistischen Realismus, der bis zum Ende der DDR das offizielle Ideal blieb. Einen Schwerpunkt der Sammlung stellt der umfangreiche Bestand der Mail Art dar. Diese entwickelte sich in den 1960er-Jahren und diente bis 1989 auch als subversives Kommunikationsnetz. Zu den markanten Werken zählen unter anderem die Grafiken des Ehepaars Robert Rehfeldt (1931–1993) und Ruth Wolf-Rehfeldt (1932–2024). Auch in Zukunft wird die Sammlung um Arbeiten aus der DDR und den Nachwendejahren erweitert, um die ostdeutsche Kunst in ihren vielen Facetten zu zeigen und künstlerische Reflexionen der Transformation seit 1990 sichtbar zu machen. Zu den jüngsten Erwerbungen zählt das Gemälde Und dann war der Himmel rot (2022) von Cornelia Schleime (* 1953). _SaS 6

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