Cornelia Schleime (* 1953) Und dann war der Himmel rot, 2022 Acryl, Asphaltlack und Schellack auf Leinwand 160 × 120 cm, Inv.-Nr. G 4142 Mit eindringlichem Blick zieht uns die Protagonistin in Cornelia Schleimes surreale Bildwelt hinein. Der titelgebende rote Himmel im Hintergrund verleiht der Situation eine beunruhigende und spannungsvolle Atmosphäre: Vor der jungen Frau liegt ein toter Vogel mit geöffneten Augen. Durch das strenge Taxieren der Betrachtenden und ihre schwarze Kleidung mit hochgeschlagenem Kragen geht ein bedrohlicher Ausdruck von ihr aus. Trägt sie die Verantwortung für den Tod des Tieres? Oder steht das bunte Gefieder des Vogels, das einen Abglanz im Haaransatz der jungen Frau zu haben scheint, als Sinnbild für deren eigene Vergänglichkeit und den Verlust von Freiheit, der auch ihr bevorsteht? Das Motiv des Vogels bildet ein wiederkehrendes Motiv in Schleimes Œuvre. Verschmelzungen von Tier und Mensch verweisen bei Schleime stets auf eine Synthese ihrer Innen- und Außenwelt, die mitunter düstere Erzählungen erzeugen. Schleime arbeitet hier mit Asphalt- oder Schellack, den sie zwar kalkuliert aufträgt, dessen Trocknungsprozess über Nacht jedoch unkontrollierbare Blasen und Verfärbungen hervorruft. Dadurch entsteht eine einzigartige Patina. Mit pastosen Farbschichten kaschiert Schleime die Risse und verdeutlicht damit die Verletzlichkeit ihrer Figuren. _PP 63
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