Leseprobe

118 Prunkhumpen mit Darstellung heroischer Frauengestalten aus dem Alten Testament, etwa 1610 Hinterglasmalerei: Hans Jakob Sprüngli Fassung: Christoph Jamnitzer Doppelwandige Hinterglasmalerei, Silber, vergoldet Inv.-Nr. KH 879 Der Prunkhumpen mit vergoldeter Silberfassung von Christoph Jamnitzer entstand um 1610 und zählt zu den herausragenden Kunstwerken der Schweriner Sammlung. Die gläserne Wandung, gestaltet von Hans Jakob Sprüngli, wurde in aufwändiger Doppelwandtechnik gefertigt und zeigt drei Heldinnen des Alten Testaments: Judith mit Schwert und dem Haupt des Holofernes, die Unbekannte aus Thebez mit dem erhobenen Felsen, mit dem sie Abimelech erschlug, sowie Jael mit Hammer und Zeltpflock – den Mordwerkzeugen gegen Sisera. Die räumliche Illusion der Innenräume mit Landschaftsausblicken verstärkte Sprüngli gekonnt durch architektonische Details wie zum Beispiel einen perspektivisch ausgerichteten Fliesenboden. Die Bildfelder führte er in Hinterglasmalerei mit Ölfarbe aus – eine Technik, bei der die Bemalung in umgekehrter Reihenfolge erfolgt: Sprüngli begann mit den erhabensten Partien. Für die Körper der Figuren ergänzte er fein bemaltes Pergament, das er passgenau einfügte, ein Verfahren, das später als »trügerische Hinterglasmalerei« bezeichnet wurde. Weltweit sind nur vier Humpen von Sprüngli in dieser kunstvollen Technik bekannt. _PP

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