Leseprobe

15  Abb. 7 Lovis Corinth Frau, nach oben blickend (sechs Skizzenbuchblätter, B 3), um 1910/15 (1911?), Bleistift, 18,0 × 27,5 cm (Blatt); Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg, Inv.-Nr. 19108.3, Dauerleihgabe der Bundesrepublik Deutschland Abb. 8 Lovis Corinth Figurenstudie (sechs Skizzenbuchblätter, B 4), um 1910/15, Bleistift, 18,0 × 27,2 cm (Blatt); Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg, Inv.-Nr. 19108.4, Dauerleihgabe der Bundesrepublik Deutschland Königsberger Studienzeit zwischen 1876 und 1880 zu datieren sind.19 Diese Bücher, die bis zu Thomas Corinths Tod 1988 ebenfalls in dessen Besitz gewesen waren, konnten 1996 dank der Unterstützung der Bundesrepublik Deutschland in einem Konvolut von acht Exemplaren aus dem Kunsthandel erworben werden. Innerhalb der Nummerierung dieser acht Bücher besteht zwar eine chronologische Ordnung, doch war zwischenzeitlich das sogenannte Walchensee-Skizzenbuch, dessen Kreidezeichnungen im Winter 1922/23 entstanden, von Thomas’ Schwester Wilhelmine Corinth-Klopfer angekauft worden. Als man sich bei der Inventarisierung dieses Konvoluts dazu entschieden hat, mit den Nummern IV bis XI an das Walchensee-Skizzenbuch anzuschließen, das fortan als Nummer III gezählt wurde, etablierte man eine eigene Terminologie, die nicht der Abfolge der Entstehung der enthaltenen Zeichnungen, sondern der Sammlungsgeschichte des Hauses entspricht. Das 2013 als letztes der zwölf Regensburger Corinth-Skizzenbücher erworbene Exemplar ist zwar bislang unter dem Titel »Skizzenbuch einer Reise nach Süddeutschland, um 1885« geführt worden, doch erscheint es im Rahmen dieses Bestandskatalogs zweckmäßig, konsequenterweise vom Skizzenbuch XII zu sprechen. Ohnehin ist der beschreibende Titel irreführend, da es sich genau genommen um eine Reise von der Sächsischen Schweiz bis nach Innsbruck handelt, wie anhand der Veduten und schriftlichen Notizen nachvollzogen werden kann. Zudem spricht vieles dafür, dass es hierbei nicht um eine eigenständige Reise ging, sondern vielmehr um den Hinweg zu der Italienreise, die der Künstler 1883 bekanntlich gemeinsam mit seinem Vater unternommen hat.20 Mit dem Skizzen-Album Lovis Corinths, das 1989 von Wilhelmine Corinth-Klopfer erworben wurde, die sich nach dem Tod ihres Bruders als letztes verbliebenes Familienmitglied um den Nachlass ihres Vaters sorgte, konnte die Skizzenbuch-Sammlung um eine autobiografische oder familiengeschichtliche Auswahl von Zeichnungen ergänzt werden, die Corinth selbst in dieser Form zusammengestellt und mit Anmerkungen versehen hatte. Neben diesem Album, welches als »Heiligtum« von Corinths Erben in Ehren gehalten worden war, vertraute die Tochter des Künstlers 1988/89 der damaligen Ostdeutschen Galerie mit dem Walchensee-Skizzenbuch noch ein weiteres Objekt von herausragender kunsthistorischer wie emotionaler Bedeutung an, das von Beginn an zu den Glanzstücken der Sammlung des Hauses zu rechnen war. In Folge dieser zweifellos glücklich zu nennenden Erwerbungsgeschichte ist heute ein wesentlicher Teil der erhaltenen Skizzenbücher Lovis Corinths in der Grafischen Sammlung des Kunstforums Ostdeutsche Galerie in Regensburg vereint.21 In Anbetracht der daraus resultierenden Kunsthalle Kiel bewahrt das großformatige Pariser Skizzenbuch, um 1886, Inv.-Nr. 1964/KH 567-1–86; vgl. Aukt.-Kat. Hauswedell, Hamburg, 28. 11. 1964, Nr. 80; Deecke 1973, Nr. 26–28, 30–38, S. 39; Ausst.-Kat. Bremen 1975, Nr. 25 sowie Schnackenburg 1977, S. 168, Anm. 1, wonach zwei weitere Exemplare über den Handel (Aukt.-Kat. Hauswedell, Hamburg, 6. 6. 1964, Nr. 397 und 29. 5. 1965, Nr. 499) »an einen Händler in Los Angeles [gelangten], der sie auseinandernahm und die Blätter einzeln verkaufte. (Freundliche Mitteilung von Herrn Thomas Corinth.)«. Für ihre Unterstützung sei Dr. Annett Reckert, Bremen, und Dr. Dörte Zbikowski, Kiel, sehr herzlich gedankt.

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