208 208 Skizzenbuch IX um 1897/99 Inv.-Nr. 19090 Dauerleihgabe der Bundesrepublik Deutschland 1996 erworben von Hans W. Neubauer, Egg bei Zürich (Antiquariat Hellmut Schumann, Zürich) Vorbesitzer: Thomas Corinth, New York 30,7 × 23,9 × 1,7 cm (gesamt) 29,5 × 22,7 cm (Blatt) Hartbroschur, mit graubraunem Leinengewebe bezogen, Stiftlasche aus Pappe mit graubraunem Leinengewebe bezogen, Verschlussbänder aus graubraunem Leinengewebe, Fadenheftung über drei Heftbänder, vorgeklebte Vorsätze, Spiegel mit schmalem Streifen an die übernächste Lage angeleimt, daher keine fliegenden Blätter. Ursprünglich 40 Blatt verschiedenfarbiger Papiere (Wasserzeichen: J. M. P. PARIS) in 4 Lagen, 5 Einzelblätter fehlen, im Buch erhalten sind 35 Blatt. Das Buch, das in der Zählung des Kunstforums Ostdeutsche Galerie als Skizzenbuch IX firmiert, zeichnet sich durch farbige Papiere aus, deren ursprüngliche Herkunft anhand des Wasserzeichens »J. M. P. PARIS« nachvollzogen werden kann. Dies bedeutet allerdings nicht, dass Lovis Corinth dieses Exemplar nicht auch andernorts erworben haben könnte.1 Das Farbspektrum der eingebundenen Papiere reicht von hellen gelblichen, rötlichen und grünlichen Tönungen bis hin zu einem relativ kräftigen Blau. Es hat jedoch nicht den Anschein, dass der Künstler beim Zeichnen auf die jeweilige Papierfarbe Rücksicht genommen hätte. Es ist in dieser Hinsicht lediglich festzustellen, dass die dunkelblauen Blätter, mit denen sich zum Beispiel mittels Weißhöhungen plastischere Wirkungen hätten erzielen lassen, in den meisten Fällen sogar überblättert wurden. Dessen ungeachtet ist es zumindest bedenkenswert, dass die Komposition der Salome, die Corinth 1899/1900 in zwei unterschiedlich großen Fassungen in München gemalt hat (BC 170, 171),2 im fertigen Bild eine »gelbe Stimmung in Blau«3 aufweisen sollte. Wenn man das Skizzenbuch IX mit diesem Vorwissen betrachtet, scheinen die Vorstudien zu der Bildidee, die auf entsprechend farbigen Papieren ausgeführt sind, die angestrebte Farbstimmung der Malerei bereits anzukündigen.4 Rund zwei Jahrzehnte später dürfte Corinth noch einmal auf das Skizzenbuch IX und die darin befindlichen Zeichnungen zur Salome zurückgegriffen haben. Diese Vermutung liegt jedenfalls nahe, da er 1919 eine Radierung zu dem Thema anfertigte (Abb. 1), die als eine »gegenseitige [das heißt aufgrund des Druckvorgangs seitenverkehrte] Wiederholung des Gemäldes« beschrieben werden kann.5 Eine weitere druckgrafische Arbeit aus dieser Zeit bestätigt die Annahme, dass der Künstler noch um 1918 mit dem Skizzenbuch gearbeitet hat: Es handelt sich dabei um eine Radierung zur Figur des Jägers Falstaff (Abb. 2), der in einer Szene der Komödie Die lustigen Weiber von Windsor von William Shakespeare (1564–1616) als Jagdgott Herne verkleidet (»mit einem Hirschgeweih auf dem Kopf«) auftritt.6 Corinth schuf sie nicht etwa als Teil eines größeren Illustrationszyklus zur Shakespeare-Komödie, sondern als einen von zwei Beiträgen zur Mappe Shakespeare Visionen, welche 1918 von der im Vorjahr gegründeten Marées-Gesellschaft mit dem Untertitel Eine Huldigung deutscher Abb. 1 Lovis Corinth Salome (Schwarz 367), 1919, Kaltnadel, Plattenton, 19,9 × 24,9 cm (Platte), 24,3 × 33,0 cm (Blatt); Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg, Inv.-Nr. 1290, Dauerleihgabe der Bundesrepublik Deutschland
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